Start Aktuelles Über Gold, Geschichte und geheime Wege – die Ponte Vecchio in Florenz

Über Gold, Geschichte und geheime Wege – die Ponte Vecchio in Florenz

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Die Ponte Vecchio in Florenz existierte bereits zur Zeit des Römischen Reichs. Übersetzt bedeutet der Name "Alte Brücke". (Foto: © Bastian Glumm)
Die Ponte Vecchio in Florenz existierte bereits zur Zeit des Römischen Reichs. Übersetzt bedeutet der Name "Alte Brücke". (Foto: © Bastian Glumm)

Als ich zum ersten Mal die Ponte Vecchio betrat, wusste ich noch nicht, dass ich über eine der ältesten Brücken Europas gehe – eine, die mehr gesehen hat als so manche königliche Dynastie. Die Luft hier duftet nicht nur nach dem Fluss Arno, sondern auch nach Geschichte, nach Gold – und ein wenig nach verwitterten Legenden.

Heutige Brücke wurde 1345 erbaut

Die heutige Brücke wurde im Jahr 1345 erbaut. Die Ponte Vecchio ist nicht nur eine Brücke – sie ist ein Marktplatz über dem Wasser. Schon im Mittelalter nutzten Händler die strategische Lage, um ihre Waren direkt auf der Brücke anzubieten: Wer über den Arno wollte, kam zwangsläufig an ihren Läden vorbei. Aber in Wirklichkeit existierte die Ponte Vecchio – was auf Italienisch „Alte Brücke“ bedeutet – bereits zur Zeit des Römischen Reichs. Damals war sie jedoch aus Holz und wurde natürlich von einer Flut zerstört. Die heutige Steinversion wird entweder dem Architekten Taddeo Gaddi oder Neri di Fioravanti zugeschrieben. Wer auch immer der wahre Erbauer war – ein Genie war er allemal.

Seit 1593 ist die Ponte Vecchio eine Brücke des Goldes – bis heute glänzen die Auslagen wie Schätze im Sonnenlicht. (Foto: © Bastian Glumm)
Seit 1593 ist die Ponte Vecchio eine Brücke des Goldes – bis heute glänzen die Auslagen wie Schätze im Sonnenlicht. (Foto: © Bastian Glumm)

Doch das Wichtigste ist nicht der Stein und nicht die Bögen. Es sind die Menschen und das Leben auf dieser Brücke. Einst verkauften hier Metzger ihr Fleisch – was die Romantik ein wenig ruinierte: Stellen Sie sich den Geruch von Fleisch unter der Sommersonne vor! Im Jahr 1593 beschloss Großherzog Ferdinando I. de’ Medici, dem ein Ende zu setzen, und vertrieb die Metzger, um sie durch Goldschmiede zu ersetzen. Seitdem ist die Ponte Vecchio eine Brücke des Goldes – bis heute glänzen die Auslagen wie Schätze im Sonnenlicht.

Die kleinen, oft schief wirkenden Lädchen, die an den Seiten der Brücke kleben wie Schwalbennester, machen den besonderen Charme der Ponte Vecchio bis heute aus – eine ungewöhnliche Verbindung aus Funktionalität und Poesie.

Geheimer Korridor über den Ladenlokalen

Und dann gibt es noch einen geheimen Korridor – den Vasari-Korridor. Er verbindet den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti. Die Herzöge wollten sicher und unbemerkt von Palast zu Palast gelangen, ohne sich unter das Volk mischen zu müssen. Der Korridor verläuft direkt über den Läden – die meisten Touristen haben keine Ahnung, dass über ihren Köpfen eine stille Parallelwelt existiert.

Man sagt, dass Hitler beim Rückzug aus Florenz 1944 alle Brücken über den Arno zerstören ließ – außer der Ponte Vecchio. Warum? Vielleicht zögerte selbst er angesichts dieser Schönheit. Oder vielleicht wollte er einfach den Korridor erhalten, den er selbst benutzt hatte. Niemand weiß es genau.

Heute ist die Ponte Vecchio nicht nur eine Brücke. Sie ist ein Fragment einer mittelalterlichen Oper, die im Herzen des modernen Florenz weiterklingt. Es ist immer viel los, aber wenn man früh am Morgen kommt oder bei Nebel – kann man hören, wie der Arno murmelt, das Spiegelbild der alten Fassaden im Wasser sehen und spüren, dass die Zeit hier wirklich stillsteht.

Es gibt auf der Brücke einen geheimen Korridor – den Vasari-Korridor. Er verbindet den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti. (Foto: © Bastian Glumm)
Es gibt auf der Brücke einen geheimen Korridor – den Vasari-Korridor. Er verbindet den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti. (Foto: © Bastian Glumm)

Wie man zur Ponte Vecchio kommt

Die Ponte Vecchio liegt im Herzen von Florenz. Wenn man sich bereits in der Stadt befindet, erreicht man sie am besten zu Fuß. Vom Piazza della Signoria ist es nur ein kurzer Spaziergang durch enge Gassen, vorbei am Palazzo Vecchio und an den Uffizien. Die nächstgelegene Bushaltestelle heißt „Borgo San Jacopo“. Wer vom Bahnhof Santa Maria Novella kommt, kann die Brücke in etwa 15 Minuten zu Fuß erreichen – ein Spaziergang durch das historische Zentrum, der mit Sicherheit neue Eindrücke schenkt. In Florenz hat selbst der Weg den Geschmack der Kunst.

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