Start Aktuelles Bologna: Die Stadt der Universitäten und der Zikaden

Bologna: Die Stadt der Universitäten und der Zikaden

0
Heute war ich in Bologna unterwegs. Mein erster Besuch in der faszinierenden Stadt. (Foto: © Bastian Glumm)
Heute war ich in Bologna unterwegs. Mein erster Besuch in der faszinierenden Stadt. (Foto: © Bastian Glumm)

Es war der heißeste Tag dieses Sommers – 39 Grad. Die Sonne umarmte dich von allen Seiten, der Asphalt dampfte, und ich stand irgendwo zwischen den alten roten Mauern Bolognas und suchte nach dem ersten Hauch Schatten. Doch trotz dieser Hitze – die Stadt atmete. Jugend. Ideen. Zikaden.

Bologna – mehr als nur eine Stadt

Ich hätte nie gedacht, dass mich Bologna so in den Bann ziehen würde. Man nennt sie „La Dotta, La Grassa, La Rossa“ – „die Gelehrte, die Fette, die Rote“. Und genau das ist sie.

Die Gelehrte, weil hier 1088 die älteste Universität der Welt gegründet wurde. Ja, die Universität von Bologna ist nicht einfach eine Bildungseinrichtung, sondern ein Ort, an dem jahrhundertelang das intellektuelle Europa geformt wurde. Dante, Kopernikus, Petrarca – sie alle gingen durch diese Gänge. Und heute, mehr als 900 Jahre später, klingt Bologna immer noch jung: Überall hört man Englisch, Französisch, Italienisch, Deutsch. Studenten, Praktikanten, Wissenssuchende.

Tagliatelle al ragù – Bolognas kulinarischer Stolz. Kein Spaghetti Bolognese, sondern echtes Handwerk und langsame Perfektion auf dem Teller. (Foto: © Bastian Glumm)
Tagliatelle al ragù – Bolognas kulinarischer Stolz. Kein Spaghetti Bolognese, sondern echtes Handwerk und langsame Perfektion auf dem Teller. (Foto: © Bastian Glumm)

Die Fette, weil Bologna das kulinarische Herz Italiens ist. Wenn man hier kein Tagliatelle al ragù gegessen hat, weiß man nicht, was echtes Ragù ist. Vergiss das „Bolognese“ aus dem Supermarkt in Deutschland. Hier wird die Sauce stundenlang gekocht, nur mit Tagliatelle serviert – und schmeckt wie ein neues kulinarisches Weltbild.

Die Rote, weil Himmel, Dächer und Wände alle diesen warmen Terrakottaton haben. Bologna wirkt, als wäre es aus Sonnenlicht gebaut.

Eine Stadt, die nie alt wird

Was mich am meisten beeindruckt hat, war das Gefühl ständiger Erneuerung. Man hat den Eindruck, dass sich die Stadt jedes Semester neu erfindet. Die Jugend ist überall: in Bibliotheken, auf den Treppen alter Gebäude, auf Fahrrädern, in kleinen Cafés. Sie lachen, diskutieren, zeichnen, träumen – und etwas in der Luft sagt: „Das sind die, die diese Stadt weitertragen.“

Es ist seltsam – in einer so alten Stadt zu sein, die sich gleichzeitig so jung anfühlt.

Der Neptunbrunnen auf der Piazza del Nettuno in Bologna – geschaffen von Giambologna im 16. Jahrhundert, ein kraftvolles Symbol päpstlicher Macht mitten im Stadtzentrum. (Foto: © Bastian Glumm)
Der Neptunbrunnen auf der Piazza del Nettuno in Bologna – geschaffen von Giambologna im 16. Jahrhundert, ein kraftvolles Symbol päpstlicher Macht mitten im Stadtzentrum. (Foto: © Bastian Glumm)

Bologna – die Stadt der Zikaden

Und dann… ist Bologna auch die Stadt der Zikaden. Sie schwiegen weder tagsüber noch nachts. Ihr Klang war wie der Soundtrack dieser Stadt, ständig präsent – beim Essen, Spazieren, Nachdenken. Zum Glück waren die Fenster im Hotel gut isoliert – so konnte man wenigstens schlafen. Aber ehrlich gesagt – ich mochte ihr Zirpen. Es gehört einfach dazu.

Bologna ist also nicht nur die Stadt der Universitäten, sondern auch die Stadt der Zikaden. Sie ist gebildet, aber nicht überheblich. Alt, aber nie verstaubt. Glühend heiß, aber voller Leben. Und ich würde jederzeit zurückkommen – sogar bei 39 Grad.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein