Start Aktuelles Weniger Haselnüsse aus Italien – droht Nutella ein Preisschock?

Weniger Haselnüsse aus Italien – droht Nutella ein Preisschock?

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Italienische Haselnüsse: Wegen Frost, Hitze und Schädlingsbefall droht 2025 eine deutlich kleinere Ernte – mit Folgen für die Süßwarenindustrie und Produkte wie Nutella. (Foto: © Andreas Fischer /Adobe Stock)
Italienische Haselnüsse: Wegen Frost, Hitze und Schädlingsbefall droht 2025 eine deutlich kleinere Ernte – mit Folgen für die Süßwarenindustrie und Produkte wie Nutella. (Foto: © Andreas Fischer /Adobe Stock)

Italien steht vor einer der schwierigsten Haselnusssaisons der letzten Jahrzehnte. In den traditionellen Anbaugebieten, von den Hügeln des Piemont bis zu den Plantagen in Latium und Kampanien, ist die Ernte in diesem Jahr stark eingebrochen. Landwirte und Branchenverbände sprechen von Produktionsrückgängen von bis zu 70 Prozent. Die Kombination aus Klimawandel, Schädlingsbefall und veralteten Anbauflächen habe demnach die Produktion dramatisch reduziert und die Preise für Rohhaselnüsse in die Höhe getrieben.

Mehrere milde Winter und späte Fröste

Nach mehreren milden Wintern trafen die Plantagen im Frühjahr 2025 späte Fröste, gefolgt von einer extrem heißen und trockenen Sommerperiode. Die empfindlichen Haselbäume verloren viele Früchte bereits vor der Reife. Gleichzeitig breitet sich der aus Asien eingeschleppte Schädling Halyomorpha halys weiter aus und verursacht erhebliche Qualitätsverluste. Viele Bäume sind zudem überaltert, und es fehlt an Investitionen in moderne Bewässerung und neue widerstandsfähige Sorten. Das Ergebnis ist eine der schwächsten Ernten seit 20 Jahren.

Die wirtschaftlichen Folgen sind spürbar. Auf den Handelsplätzen in Norditalien haben sich die Preise für geschälte Haselnüsse im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Während im Herbst 2024 ein Kilogramm noch rund sieben Euro kostete, liegen die aktuellen Notierungen laut einer Analyse des Fachportals Nocciolare.it bei über 14 Euro. Auch die Handelskammer Cuneo meldet Rekordwerte. Der Preisanstieg trifft besonders die italienische Süßwarenindustrie, die auf hochwertige Haselnüsse angewiesen ist. Unternehmen wie Ferrero, deren weltweit bekannte Marke Nutella laut Herstellerangaben rund 13 Prozent Haselnüsse enthält, müssen mit erheblich höheren Rohstoffkosten kalkulieren.

Besonderes Aroma der italienischen Haselnuss

Offiziell äußert sich Ferrero bislang nicht zu möglichen Preisanpassungen. Der Konzern bezieht seine Haselnüsse zwar längst nicht mehr ausschließlich aus Italien, sondern auch aus der Türkei, Chile und den USA. Doch die italienische Nuss gilt wegen ihres Aromas und ihrer Qualität als besonders wertvoll und wird vor allem in Premiumprodukten verwendet. Laut einem Bericht von La Stampa erhöht der Einbruch in der Heimatproduktion den Beschaffungsdruck und könnte mittelfristig auch Auswirkungen auf die Endpreise haben.

Noch sind die Regale in den Supermärkten stabil bepreist, doch Branchenkenner erwarten, dass sich die steigenden Kosten im Laufe des kommenden Jahres bemerkbar machen. Wahrscheinlicher als plötzliche Preissprünge ist eine schleichende Anpassung – etwa durch kleinere Packungsgrößen oder eine unauffällige Preiserhöhung im Handel. Parallel dazu prüfen Hersteller Alternativen, doch neue Lieferländer können die Qualität der italienischen Haselnüsse kaum ersetzen.

Für Nutella etwas tiefer in die Tasche greifen?

Die Krise zeigt, wie verletzlich das System hinter einem scheinbar alltäglichen Produkt ist. Der Haselnussanbau, einst ein Symbol italienischer Agrarkultur und ländlicher Stabilität, steht unter massivem Druck. Ohne Investitionen in moderne Bewässerung, Forschung und Pflanzenerneuerung droht Italien, einen Teil seiner führenden Rolle auf dem europäischen Haselnussmarkt zu verlieren. Schon jetzt warnen Landwirtschaftsverbände wie die CIA – Agricoltori Italiani vor einem dauerhaften Strukturwandel.

Für Verbraucher könnte das bedeuten, dass ein Glas Nutella bald etwas mehr kostet – nicht wegen höherer Gewinne, sondern weil die süße Creme immer teurere Rohstoffe braucht. Wenn sich der Trend fortsetzt, wird die Haselnuss vom selbstverständlichen Grundstoff zum kostbaren Gut.

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