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Das Forum Romanum – Im Schatten der Ewigkeit

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Zwischen Tempelruinen und Triumphbögen erwacht die Geschichte zum Leben. Einst das Zentrum von Macht, Politik und Religion im antiken Rom, erzählt das Forum Romanum heute noch von Glanz und Untergang eines Weltreichs. (Foto: © Bastian Glumm)
Zwischen Tempelruinen und Triumphbögen erwacht die Geschichte zum Leben. Einst das Zentrum von Macht, Politik und Religion im antiken Rom, erzählt das Forum Romanum heute noch von Glanz und Untergang eines Weltreichs. (Foto: © Bastian Glumm)

Im Herzen der Ewigen Stadt liegt ein Ort, der mehr über die Geschichte Europas erzählt als jeder andere Fleck Erde: das Forum Romanum. Was heute wie ein chaotisches Feld aus Säulenstümpfen, Tempelresten und zerfallenen Mauern wirkt, war einst das lebendige Zentrum der römischen Welt. Kein Ort stand mehr im Brennpunkt der antiken Macht, kein Platz war stärker aufgeladen mit Symbolik, Einfluss und dem Streben nach Größe.

Gebiet zwischen Kapitol, Palatin und Esquilin

Schon lange bevor Rom zur Weltmacht aufstieg, war das Gebiet zwischen Kapitol, Palatin und Esquilin ein bedeutender Ort. Ursprünglich handelte es sich um ein sumpfiges Tal, durch das ein kleiner Bach floss – der sogenannte Cloaca Maxima, ein künstlich angelegter Abwasserkanal, war eine der ersten technischen Meisterleistungen der Römer, mit der sie dieses Tal trockenlegten. Damit schufen sie den Grundstein für das, was Jahrhunderte später als Forum Romanum Weltruhm erlangen sollte. Archäologische Funde zeigen, dass hier bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. Versammlungen und Märkte stattfanden. Doch mit der Gründung der Republik und insbesondere während der Blütezeit des Römischen Reiches entwickelte sich das Forum zu einem regelrechten Machtzentrum, das die politische, wirtschaftliche und religiöse Ordnung der antiken Welt widerspiegelte.

Wer heute durch die Ruinen wandert, kann sich kaum vorstellen, welch intensives Treiben hier einst herrschte. Die Marmorböden waren von tausenden Füßen täglich betreten, überall waren Stimmengewirr, Händlergeschrei, Prozessionen, Gerichtsurteile, und politische Reden zu hören. Das Forum war der Ort, an dem sich das Schicksal des Römischen Reiches entschied. Hier tagte der Senat in der Curia Iulia, einem schlichten, aber beeindruckend gut erhaltenen Bauwerk, in dem Gesetze beschlossen und Kriege geplant wurden. Direkt daneben schritt man durch die Via Sacra, die „Heilige Straße“, auf der triumphierende Feldherren nach siegreichen Schlachten durch das Forum marschierten, begleitet von ihren Legionären, Kriegsbeute und jubelnden Menschenmengen. Der Titusbogen, der heute noch stolz über diesem Weg thront, erinnert an einen dieser glorreichen Züge – an den Triumph des Kaisers Titus nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr., ein Sieg, der mit dramatischen Reliefs in Stein verewigt wurde.

Auf der Via Sacra, der „Heiligen Straße“, marschierten nicht nur triumphierende Feldherren nach siegreichen Schlachten durch das Forum. Die Straße war die Hauptschlagader des Forum Romanum. (Foto: © Bastian Glumm)
Auf der Via Sacra, der „Heiligen Straße“, marschierten nicht nur triumphierende Feldherren nach siegreichen Schlachten durch das Forum. Die Straße war die Hauptschlagader des Forum Romanum. (Foto: © Bastian Glumm)

Inmitten des Platzes erhob sich der Tempel der Vesta

Religiöse Macht war im Forum ebenfalls allgegenwärtig. Inmitten des Platzes erhob sich der Tempel der Vesta, ein kleiner runder Bau, in dem das heilige Feuer der Stadt loderte. Dieses Feuer durfte nie erlöschen, denn es symbolisierte das ewige Leben Roms. Die Vestalinnen, jungfräuliche Priesterinnen, hatten die Aufgabe, es zu bewahren – eine heilige Pflicht, die mit größter Ehrfurcht behandelt wurde. Der benachbarte Tempel des Saturn, mit seinen hoch aufragenden Säulen, war nicht nur ein Ort des Kults, sondern auch die Schatzkammer des römischen Staates. Ausgerechnet unter den Augen der Götter wurde hier das Gold der Republik gehütet.

Doch das Forum war mehr als ein Ort der Politik und Religion. Es war ebenso ein Zentrum der Kommunikation, des Handels und der Justiz. In den Basiliken – weitläufigen Hallen, die oft mit kolossalen Dachkonstruktionen überdacht waren – trafen sich Händler, Juristen und Bürger. Die Basilica Julia etwa, die unter Julius Caesar errichtet wurde, diente der Rechtsprechung und war eine der ersten Einrichtungen, die dem heutigen Gerichtsgebäude vergleichbar sind. Gleichzeitig bot sie Raum für Treffen, Diskussionen und öffentliche Angelegenheiten. Im Schatten dieser steinernen Giganten wurden Verträge geschlossen, Erbstreitigkeiten beigelegt und das öffentliche Leben gestaltet.

Forum Romanum verlor zunehmend an Bedeutung

Mit dem allmählichen Niedergang des Weströmischen Reiches verlor auch das Forum an Bedeutung. Der politische Mittelpunkt verlagerte sich, die einstigen Prunkbauten verfielen, wurden geplündert oder als Steinbruch für den Bau neuer Gebäude verwendet. Das Gelände begann zu versinken – im wahrsten Sinne des Wortes. Über die Jahrhunderte lagerten sich Erde, Staub und Schutt ab, und das Forum verschwand unter einer meterdicken Schicht. Im Mittelalter nannte man den Ort schlicht „Campo Vaccino“ – Kuhwiese. Kühe grasten dort, wo einst Cäsar seine Reden hielt und Triumphzüge gefeiert wurden.

Schon lange bevor Rom zur Weltmacht aufstieg, war das Gebiet zwischen Kapitol, Palatin und Esquilin ein bedeutender Ort. Ursprünglich handelte es sich um ein sumpfiges Tal, durch das ein kleiner Bach floss. (Foto: © Bastian Glumm)
Schon lange bevor Rom zur Weltmacht aufstieg, war das Gebiet zwischen Kapitol, Palatin und Esquilin ein bedeutender Ort. Ursprünglich handelte es sich um ein sumpfiges Tal, durch das ein kleiner Bach floss. (Foto: © Bastian Glumm)

Erst im 18. und 19. Jahrhundert begannen Archäologen, das Forum systematisch freizulegen. Was sie fanden, war mehr als eine Ansammlung antiker Ruinen – es war ein steinernes Gedächtnis, ein Echo der Ewigkeit. Die Wiederentdeckung des Forums war ein Meilenstein in der europäischen Archäologie und inspirierte Historiker, Künstler und Reisende gleichermaßen. Die Romantik des 19. Jahrhunderts verliebte sich geradezu in diesen Ort, der gleichzeitig so monumental und so melancholisch wirkte. Hier wurde die Vergänglichkeit von Macht und Ruhm sichtbar wie an kaum einem anderen Ort.

Ein Ort, an dem man Geschichte spüren kann

Heute zieht das Forum Romanum jedes Jahr Millionen von Besucherinnen und Besuchern an, die durch die antiken Straßen wandeln und sich vorstellen, wie es gewesen sein muss, als Rom die Welt regierte. Es ist kein Museum im klassischen Sinne, sondern ein Freilichtarchiv der Geschichte – offen, roh und voller Geschichten. Jeder Stein, jede Inschrift, jedes Fragment einer Säule erzählt von Menschen, die hier lebten, liebten, kämpften, glaubten und starben. Es ist ein Ort, an dem Geschichte nicht nur sichtbar, sondern beinahe spürbar wird – ein Ort, der auf ewig mit dem Mythos von Rom verbunden bleibt.

Infos für Besucher: Forum Romanum

Adresse:
Foro Romano
Via della Salara Vecchia, 5/6
00186 Rom, Italien

Öffnungszeiten:
Täglich geöffnet (außer am 25. Dezember und 1. Januar)
Sommer: ca. 9.00 – 19.15 Uhr
Winter: ca. 9.00 – 16.30 Uhr
Letzter Einlass: 1 Stunde vor Schließung.
(Aktuelle Zeiten können je nach Saison leicht variieren.)

Eintritt:
Der Eintritt zum Forum Romanum ist im Kombiticket mit dem Kolosseum und dem Palatin enthalten.
Standardticket: ca. 16 €
Ermäßigt: ca. 2 € (EU-Bürger 18–25 Jahre)
Kinder und Jugendliche unter 18: kostenlos
Online-Reservierung empfohlen!

Anfahrt:

  • Metro: Linie B, Haltestelle Colosseo
  • Bus: Linien 51, 75, 85, 87, 118
  • Straßenbahn: Linie 3 bis Colosseo
    Das Forum liegt direkt neben dem Kolosseum und ist gut ausgeschildert.

Praktische Tipps:

  • Trage bequeme Schuhe – das Gelände ist weitläufig und teilweise uneben.
  • Plane mindestens 1,5 bis 2 Stunden ein, um alles in Ruhe zu entdecken.
  • Früh am Morgen oder am späten Nachmittag ist es weniger voll – ideal für Fotos.
  • Kombiniere den Besuch mit dem Palatin-Hügel – von dort hat man eine fantastische Aussicht über das Forum!
  • Wasserflasche nicht vergessen – Trinkbrunnen („nasoni“) gibt es vor Ort.

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