
Sie zählt zu den berühmtesten Freitreppen der Welt, ist ein beliebtes Fotomotiv und gleichzeitig ein empfindliches Denkmal: die Spanische Treppe – oder, wie sie auf Italienisch heißt, Scalinata di Trinità dei Monti. Wer durch Roms Altstadt schlendert, landet früher oder später auf der Piazza di Spagna, am Fuße dieses geschwungenen Barockmonuments. Und oft ist der erste Impuls: hinsetzen, durchatmen, beobachten. Doch genau das ist heute nicht mehr erlaubt – und das hat seine Gründe.
Der Ursprung einer Treppe mit falschem Namen
Trotz ihres Namens wurde die Spanische Treppe nicht von Spaniern errichtet, sondern von einem französischen Diplomaten finanziert: Étienne Gueffier vermachte im 17. Jahrhundert ein Vermögen zum Bau einer Verbindung zwischen der französischen Kirche Trinità dei Monti und der darunterliegenden Piazza. Der Bau verzögerte sich jedoch jahrzehntelang, bis der römische Architekt Francesco De Sanctis 1723 schließlich ein Konzept präsentierte, das die Hanglage nicht kaschierte, sondern in ein geschwungenes Kunstwerk verwandelte. 1726 war das Werk vollendet.
Den Namen verdankt die Treppe der spanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl, die seit dem 17. Jahrhundert an der Piazza di Spagna ansässig ist. Der Platz und das Bauwerk wurden so mit Spanien assoziiert – obwohl ihr Ursprung eindeutig französisch ist.
Die Treppe als Treffpunkt – und als Problemzone
Lange galt die Spanische Treppe als Bühne des urbanen Lebens. Künstler wie Goethe, Byron oder Henry James bewunderten sie; Audrey Hepburn und Gregory Peck machten sie im Film Ein Herz und eine Krone unsterblich. Heute ist sie fester Bestandteil jeder Romreise – ein Platz zum Staunen, Fotografieren, Pausieren. Doch genau darin liegt das Problem.

Die tägliche Belastung durch Tausende Besucher hinterlässt Spuren: der weiße Travertin ist empfindlich gegen Schmutz, Kratzer, Flüssigkeiten und mechanischen Abrieb. Essen, Trinken, Sitzen – alles scheinbar harmlose Gesten – summieren sich zu echten Schäden an der Substanz. Besonders im Sommer, wenn Besucherströme zunehmen, sind die Belastungsgrenzen schnell erreicht.
Warum Sitzen verboten ist – und wer das kontrolliert
Um das Denkmal zu schützen, hat die Stadt Rom 2019 strengere Regeln eingeführt. Seither ist es verboten, sich auf die Stufen zu setzen oder zu lagern. Wer es dennoch tut, muss mit einer Geldstrafe rechnen – teilweise bis zu 400 Euro. Die Polizia Locale kontrolliert regelmäßig und spricht Ermahnungen aus. Was für Touristen überraschend und manchmal unangenehm ist, ist aus Sicht der Behörden ein notwendiger Schritt: „Die Treppe ist kein Park und kein Café, sondern ein Denkmal von weltweitem Rang“, so die Begründung des Denkmalschutzamts.
Auch das Image Roms als offene, zugängliche Stadt spielt eine Rolle. Die Treppe ist öffentlich – aber sie ist kein Möbelstück. Sie soll erlebt werden, nicht abgenutzt.
Laufsteg, Logenplatz, Luxussymbol
Trotz der Einschränkungen ist die Spanische Treppe ein lebendiger Ort geblieben. Regelmäßig wird sie als Bühne für kulturelle Veranstaltungen oder Modenschauen genutzt – etwa von Valentino oder Bulgari, die sich auch finanziell an Restaurierungsprojekten beteiligen. Doch jedes Event muss heute streng geprüft werden: Wie viele Scheinwerfer? Wie viel Technik? Wie viel Gewicht? Die Balance zwischen öffentlichem Zugang und Schutz ist heikel.

Wohin führt die Treppe eigentlich?
Bei aller Symbolik wird oft vergessen, dass die Spanische Treppe ursprünglich eine ganz praktische Funktion hatte: Sie verbindet die belebte Piazza di Spagna im Tal mit der höher gelegenen Piazza della Trinità dei Monti, wo sich die gleichnamige Kirche erhebt. Von dort hat man nicht nur einen herrlichen Blick über Rom, sondern erreicht auch bequem die Villa Medici und die Gärten der Villa Borghese – einen der schönsten Spazierwege der Stadt.
Wer den Aufstieg nicht zu Fuß bewältigen kann oder möchte, hat übrigens eine Alternative: In der U-Bahn-Station Spagna gibt es einen Aufzug, der fast bis zur oberen Plattform führt. So wird die ikonische Treppe auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder bei sommerlicher Hitze zugänglich – ganz ohne Stufen.
Ein Denkmal zwischen Andacht und Alltag
Die Spanische Treppe ist mehr als nur ein barockes Bauwerk: Sie ist Symbol, Verbindung, Treffpunkt – aber auch ein verletzliches Kulturgut. Ihre Eleganz liegt nicht nur in der Form, sondern in der Idee, dass öffentliche Architektur Schönheit und Funktion miteinander verbinden kann. Wer sie besucht, sollte sie nicht wie ein Möbelstück behandeln, sondern wie das, was sie ist: ein Kunstwerk unter freiem Himmel.
ℹ️ Informationen zur Spanischen Treppe
Italienischer Name: Scalinata di Trinità dei Monti
Adresse:
Piazza di Spagna
00187 Roma RM, Italien
Nächste Metrostation: Spagna (Linie A)
Besonderheit:
Aufzug in der Metrostation Spagna für barrierefreien Zugang zur oberen Plattform nahe der Kirche Trinità dei Monti
Regelungen:
Sitzen, Essen oder Lagern auf der Treppe ist verboten (Strafen bis zu 400 € möglich)
Eintritt: Kostenlos, jederzeit zugänglich