
Italien – ein Land mit jahrtausendealter Geschichte, feinem Wein, Pasta in allen Varianten und nicht zuletzt einer ausgeprägten Liebe zum Feiern. Einer der wichtigsten nationalen Feiertage ist der Tag der Republik (Festa della Repubblica), der jedes Jahr am 2. Juni begangen wird. Und obwohl es sich um einen staatlichen Feiertag handelt, ist die Stimmung alles andere als steif: An diesem Tag verbinden Italiener Patriotismus mit guter Gesellschaft, Spaziergängen, Feuerwerk – und einem Glas Prosecco.
Ein Blick zurück: Die Geburt der Republik
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Italien am Scheideweg. Am 2. und 3. Juni 1946 wurde per Volksentscheid über die Zukunft des Landes abgestimmt: Sollte die Monarchie bestehen bleiben oder Italien eine Republik werden? Mit einer knappen, aber klaren Mehrheit – etwa 54 Prozent – entschied sich das Volk für die Republik.
Seitdem feiert Italien diesen historischen Wendepunkt: die Geburt einer demokratischen, lebendigen und unabhängigen Nation. Ein besonders bemerkenswerter Aspekt dieses Referendums: Zum ersten Mal durften auch Frauen ihre Stimme abgeben – ein doppelter Grund zum Feiern.
Festa della Repubblica – Rom im Farbenrausch
Das Zentrum der Feierlichkeiten ist die Hauptstadt Rom. Am Morgen des 2. Juni legt der Präsident der Republik einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten am Altare della Patria nieder – dem imposanten Nationaldenkmal auf der Piazza Venezia. Danach beginnt das Spektakel: Die Kunstflugstaffel Frecce Tricolori zieht über den Himmel und malt die Farben der italienischen Flagge in die Luft. Die Menschen applaudieren, filmen, trinken Espresso – oder etwas Stärkeres – und genießen den Moment.
Auf den Straßen finden Paraden mit Militärorchestern, Fahrzeugen und historischen Uniformen statt. Am Abend gibt es Konzerte und ein großes Feuerwerk. Rom wird an diesem Tag zur lebendigen Postkarte.
Feiern in allen Farben – von Norden bis Süden
Italien ist, wie die Italiener selbst sagen, kein einheitliches Land, sondern ein Mosaik aus Regionen – und so wird der Feiertag überall ein wenig anders begangen. In der Toskana geht es familiär zu: mit kleinen Paraden, lokalen Musikgruppen, Märkten und – wie immer – viel gutem Essen. Oft wird der Tag mit einem Picknick zwischen den sanften Hügeln gefeiert. In Neapel erklingt auf den Plätzen Musik, es wird gesungen und getanzt, vor allem Tarantella, während am Castel dell’Ovo am Abend die Farben der Nationalflagge leuchten. In Sizilien prägen Konzerte, Theateraufführungen unter freiem Himmel, traditionelle Handwerksmärkte und reichlich Wein das Fest. Und in Mailand zeigt sich der Feiertag etwas urbaner – mit Ausstellungen, politischen Diskussionen, modernen Installationen und selbstverständlich einem stilvollen Aperitivo, der zum Ausklang des Tages einfach dazugehört.
Ein besonderer Geheimtipp: Am Tag der Republik öffnen sich die Gärten des Quirinalspalastes – der Residenz des Präsidenten – für die Öffentlichkeit. In vielen Städten sieht man riesige Flaggen an Fassaden, auf Dächern oder sogar auf Booten. Patriotismus ist hier keine Pflichtübung, sondern echte Herzenssache.
Der 2. Juni ist ein Feiertag mit Brückenfunktion
Wie es sich für Italien gehört, nutzen viele Menschen diesen Tag auch für ein verlängertes Wochenende – das berühmte fare il ponte. Ob an den Stränden, in den Bergen oder auf dem Land: Der Festa della Repubblica ist nicht nur Erinnerung, sondern auch gelebte Lebensfreude.
Der 2. Juni ist mehr als nur ein freier Tag im Kalender. Es ist der Moment, in dem Italien sich daran erinnert, frei, selbstbestimmt und demokratisch zu leben – und diese Entscheidung auf typisch italienische Weise feiert: mit Musik, gutem Essen, Wein und herzlichen Umarmungen.
Buona festa, Italia! 🇮🇹