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Lago d’Averno: Eine römische Halle und ihre Geschichte

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Die antike Thermenruine am Lago d’Averno bei Neapel: Römische Architektur trifft Vulkanlandschaft – frei zugänglich am Rundweg entlang des Sees. (Foto: © Bastian Glumm)
Die antike Thermenruine am Lago d’Averno bei Neapel: Römische Architektur trifft Vulkanlandschaft – frei zugänglich am Rundweg entlang des Sees. (Foto: © Bastian Glumm)

Der Lago d’Averno, nur wenige Kilometer westlich von Neapel, ist ein stiller, von Weinbergen und Lorbeer umgebener Kratersee. In der Antike galt er als mythischer Ort – Dichter wie Vergil beschrieben ihn als Eingang zur Unterwelt. Am nordöstlichen Ufer des Sees befindet sich eine eindrucksvolle Ruine aus der römischen Kaiserzeit, die lange als „Tempel der Diana“ oder „Tempel des Apollo“ bezeichnet wurde. Tatsächlich handelt es sich um die Reste einer monumentalen Thermenhalle – ein faszinierendes Beispiel römischer Architektur und Teil eines weitgehend vergessenen Kulturlandschaftsraums.

Ein „Tempel“ am Lago d’Averno, der keiner ist

Schon im 18. und 19. Jahrhundert gaben Reisende der Ruine verschiedene Namen: Mal war sie der Tempel der Mondgöttin Diana, mal eine Kultstätte des Apollo, passend zur sibyllinischen Weissagungstradition der Region. Archäologisch lässt sich jedoch kein direkter Zusammenhang mit einem Tempelkult belegen.

Die Struktur – ein großer, überkuppelter Ziegelbau mit Apsis, Nischen und Wasserzuleitungen – lässt vielmehr vermuten, dass es sich um einen Teil eines antiken Thermal- oder Nymphäums-Komplexes handelt. Der Bau stammt vermutlich aus dem 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. und steht exemplarisch für die technische Meisterschaft römischer Ingenieure im Umgang mit Beton, Gewölbebau und Wassertechnik.

Die Struktur des Baus lässt vermuten, dass es sich um einen Teil eines antiken Thermal- oder Nymphäums-Komplexes handelt. (Foto: © Bastian Glumm)
Die Struktur des Baus lässt vermuten, dass es sich um einen Teil eines antiken Thermal- oder Nymphäums-Komplexes handelt. (Foto: © Bastian Glumm)

Lage im kulturellen Zentrum der Antike

Der Lago d’Averno war in römischer Zeit kein entlegener Ort. Er lag im Zentrum der Campi Flegrei – eines dicht besiedelten Gebiets mit Villen, Thermen und Heiligtümern. In unmittelbarer Nähe befanden sich Cumae mit dem berühmten Sibyllentempel, das Seebad Baiae und der Hafen Portus Julius. Die Halle am Averno-See könnte ein Teil einer größeren Badeanlage oder eines Erholungszentrums gewesen sein, vielleicht sogar mit spirituellen Funktionen.

Die strategische Lage am Seeufer spricht für eine bewusste Inszenierung: Wasser, Architektur und Landschaft griffen hier auf eindrucksvolle Weise ineinander. In diesem Sinne ist die Halle durchaus als Ort der Repräsentation und Kultivierung römischer Lebensart zu verstehen.

Heute: Spaziergang zwischen Geschichte und Natur

Die Ruine ist heute öffentlich zugänglich und liegt direkt am gut ausgebauten Rundweg um den Lago d’Averno. Der Fußweg führt durch dichte Vegetation, vorbei an Weinreben, alten Steinmauern und Schwefeldämpfen, die aus dem Boden steigen. Der See ist ruhig, fast mystisch, und wird von wenigen Touristen besucht – ideal für alle, die historische Orte in natürlicher Umgebung schätzen. Aber er ist auch ein Naherholungsgebiet für die Menschen der Region.

Die Ruine aus der römischen Kaiserzeit wurde lange als „Tempel der Diana“ oder „Tempel des Apollo“ bezeichnet. (Foto: © Bastian Glumm)
Die Ruine aus der römischen Kaiserzeit wurde lange als „Tempel der Diana“ oder „Tempel des Apollo“ bezeichnet. (Foto: © Bastian Glumm)

Es gibt keine Eintrittsgebühren, keine Schilder und keine Absperrungen – der Besuch ist spontan und unaufgeregt möglich. Die Ruine selbst ist gut erhalten und fotografisch besonders reizvoll, vor allem bei Morgen- oder Abendlicht.

Besuchsinfos: Thermenhalle am Lago d’Averno

Standort:
Lago d’Averno – östliches Ufer (rechter Uferweg)
80078 Pozzuoli (NA), Italien

Anreise:
Mit dem Auto: Über die Tangenziale di Napoli, Ausfahrt Arco Felice, Richtung Lago d’Averno
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Cumana-Bahn: Haltestelle Lucrino, ca. 20 Minuten zu Fuß
Buslinie 906: Haltestelle „Via Domitiana – Lago d’Averno“, ca. fünf Minuten Fußweg

Hinweise:
Der ca. zwei Kilometer lange Rundweg um den See führt direkt an der Ruine vorbei. Frei zugänglich, keine Eintrittsgebühr. Keine offiziellen Führungen oder Beschilderung. Feste Schuhe empfohlen.

Beste Besuchszeit:
Frühmorgens oder spätnachmittags – für Licht, Ruhe und Atmosphäre.

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