
Es gibt Lieder, die klingen wie Urlaub. Und dann gibt es „L’Italiano“ – ein Song, der wie Espresso duftet, nach Pasta schmeckt und direkt in die Seele eines Landes führt. Als Toto Cutugno 1983 beim Sanremo-Festival die Bühne betritt, rechnet niemand damit, dass er mit seiner charmanten Hymne an das italienische Lebensgefühl einen internationalen Evergreen geschaffen hat. Der Song belegte damals nur den fünften Platz – doch sein eigentlicher Triumph begann erst danach.
Eine Hymne aus dem Herzen Italiens
„Lasciatemi cantare con la chitarra in mano“ – „Lasst mich singen mit der Gitarre in der Hand“: Gleich zu Beginn macht Cutugno klar, wohin die Reise geht. Der Song zelebriert, mit einem Augenzwinkern, das Italien der kleinen Dinge: Spaghetti al dente, ein starker Kaffee an der Bar, melancholische Blicke, ein Partisan als Präsident. Cutugno malt das Bild eines Landes, das sich seiner Eigenheiten bewusst ist – und sie trotzdem oder gerade deshalb liebt.
Die Zeile „sono un italiano vero“ – „Ich bin ein echter Italiener“ – ist dabei nicht nur Bekenntnis, sondern auch Selbstironie. Ursprünglich sollte Adriano Celentano das Lied singen, lehnte es aber ab, weil er sich mit dieser Aussage nicht identifizieren konnte. Ein Glück für Cutugno – und für die italienische Popgeschichte.
Ein Lied ist seit Jahrzehnten auf Weltreise
„L’Italiano“ wurde besonders in der italienischen Diaspora schnell zur inoffiziellen Hymne. In Kanada, Australien, Argentinien – überall dort, wo Italiener ihr Herz hin exportiert haben, lief der Song in Dauerschleife. Die Idee dazu kam Cutugno übrigens nach einem Konzert in Toronto, als er mit Auswanderern sprach, die voller Sehnsucht von Italien erzählten.
Der Song wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, in Israel und sogar in Indien gecovert. Bis heute ist er ein Garant für gute Laune auf italienischen Hochzeiten, Sommerfesten und in Radios rund um die Welt.
Toto Cutugno – der Mann hinter dem Mythos
Toto Cutugno, mit bürgerlichem Namen Salvatore Cutugno, wurde 1943 in der Toskana geboren und war ein echter Allrounder: Schlagzeuger, Sänger, Komponist. In den 1970er-Jahren gründete er die Band Albatros, bevor er als Solokünstler durchstartete. 1980 gewann er das Sanremo-Festival mit „Solo noi“, zehn Jahre später holte er für Italien den Sieg beim Eurovision Song Contest mit „Insieme: 1992“ – einem Lied über europäische Einheit.
Auch abseits der Bühne war Cutugno ein Schwergewicht: Er schrieb Hits für Joe Dassin, Dalida und viele andere. Seine Musik war emotional, eingängig – und immer durchdrungen von einem tiefen Gefühl für Melodie und Menschlichkeit. Am 22. August 2023 verstarb Toto Cutugno in Mailand im Alter von 80 Jahren. Was bleibt, ist ein Vermächtnis, das Generationen verbindet.
So viel mehr als nur ein Lied – ein kulturelles Phänomen
„L’Italiano“ ist kein gewöhnlicher Popsong – er ist ein kulturelles Phänomen. Er steht für ein Italien, das sich nicht versteckt, das sich manchmal selbst auf die Schippe nimmt, aber immer mit erhobenem Kopf durch die Welt geht. Wer den Song hört, spürt Sonne, riecht Basilikum, hört eine Vespa in der Ferne – und möchte am liebsten sofort losfahren.
Kurz gesagt: „L’Italiano“ ist ein Lied, das man nicht nur hört. Man lebt es.