
Nur wenige Songs schaffen es, Jahrzehnte zu überdauern, Generationen zu verbinden und Kulturen zu überbrücken – „Volare“ gehört zweifellos dazu. Kaum jemand, der die eingängige Melodie nicht kennt, die mit dem markanten „Volare, oh oh…“ beginnt. Doch hinter dem beschwingten Ohrwurm verbirgt sich eine faszinierende Geschichte aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, die weit über ein einfaches Popschlager-Phänomen hinausgeht.
„Volare“: Die Geburt eines Welthits
Der eigentliche Titel des Liedes lautet „Nel blu dipinto di blu“ (dt. „Im Blau, gemalt in Blau“) und wurde 1958 vom italienischen Sänger Domenico Modugno komponiert. Der Songtext stammt von Franco Migliacci, inspiriert von einem surrealen Gemälde von Marc Chagall. Die traumartige Bildsprache des Liedes ist ungewöhnlich poetisch: Es erzählt von einem Mann, der träumt, in den blauen Himmel zu fliegen – eine Metapher für Freiheit, Sehnsucht und das Loslassen der irdischen Sorgen.
Durchbruch beim Sanremo-Festival
Seine erste große Bühne hatte „Volare“ beim Festival di Sanremo 1958 – Italiens wichtigstem Musikwettbewerb. Modugno trat mit weit ausgebreiteten Armen auf, fast wie ein Vogel im Flug, und sang mit einer Emphase, die das Publikum sofort mitriss. Er gewann den Wettbewerb! Und das war erst der Anfang.
Noch im selben Jahr vertrat Modugno Italien beim Eurovision Song Contest. Obwohl er dort nur den dritten Platz belegte, avancierte das Lied international zum riesigen Erfolg.
Ein globales Phänomen bis zum heutigen Tage
„Volare“ wurde weltweit ein Hit – besonders in den USA. Dort hielt sich die englisch betitelte Version „Volare“ acht Wochen lang auf Platz 1 der Billboard-Charts. 1958 gewann der Song sogar zwei Grammy Awards – als Song of the Year und Record of the Year. Bis heute ist es der einzige nicht-englischsprachige Song, dem das gelang.
Der Erfolg zog unzählige Coverversionen nach sich: Von Dean Martin über Louis Armstrong bis hin zu den Gipsy Kings, die 1989 eine rhythmische Flamenco-Version veröffentlichten, die ihrerseits zum globalen Hit wurde.
Warum „Volare“ zeitlos ist
Was macht „Volare“ so besonders? Zum einen ist es die Kombination aus leichtfüßiger Melodie und tiefgründiger, fast mystischer Poesie. Zum anderen transportiert das Lied ein universelles Gefühl: den Traum vom Fliegen, vom Entkommen, vom Frei-Sein. In einer Welt, die sich ständig verändert, bleibt diese Sehnsucht gleich – und damit auch die Relevanz des Songs.
Zudem ist „Volare“ mehr als ein musikalisches Werk – es ist ein Stück italienischer Kulturgeschichte, ein Symbol für Lebensfreude und mediterrane Leichtigkeit.
Ein Lied, das nie landet
Heute, mehr als 65 Jahre nach seiner Veröffentlichung, wird „Volare“ noch immer auf Hochzeiten, Partys und in Fußballstadien gesungen. Es gehört zur Popkultur wie „Yesterday“ oder „Imagine“, doch mit einem eigenen südländischen Flair. „Volare“ – das ist nicht nur ein Lied. Es ist ein Gefühl, ein Traum, ein Flügelschlag Richtung Himmel.