
Es war eine Nacht, die uns lange im Herzen bleiben wird. Ein gewöhnlicher Frühlingsabend in Monterusciello bei Neapel – Dunkelheit, Stille, Ruhe auf den Straßen. Aber unter dieser äußeren Stille brodelte bereits eine leise Hoffnung, eine gespannte Erwartung. Denn vor uns lag die Nachtmesse in der Chiesa Sant’Artema, der einzigen Kirche weltweit, die dem heiligen Artemas von Pozzuoli gewidmet ist. Diese moderne Pfarrkirche befindet sich an der Via Amedeo Modigliani 2C in Monterusciello, das zu Pozzuoli gehört.
In Italien hat die Nachtmesse Tradition
Gegen zehn Uhr abends begannen die Menschen sich zu versammeln. In Italien ist diese Tradition – die Nachtmesse, besonders zu großen Festen wie Ostern – sehr geschätzt. In vielen Familien ist es ein echtes Ritual: In der Nacht, wenn alles schläft, in die Kirche zu gehen. Diese nächtliche Stunde hat etwas Heiliges, etwas Geheimnisvolles.
Die Kirche empfing uns in völliger Dunkelheit. Kein Licht, keine Kerzen – nur Schatten, nur Gefühl. Es war symbolisch. Dunkelheit vor der Geburt des Lichts. Wir saßen oder standen still, fast ohne zu atmen.

Ministranten trugen eine große Kerze in den Raum
Der Pfarrer begann mit einem stillen, tiefen Gebet. Jedes Wort klang bedeutungsvoller als sonst. Dann kamen die Ministranten – sie trugen eine große Kerze in den Raum. Eine schöne, reich verzierte Kerze, die sie ehrfürchtig trugen, als hielten sie etwas Heiliges in den Händen. Es hieß, das Licht stamme aus Jerusalem. Selbst wer das nicht ganz verstand, spürte sofort: Das war etwas Besonderes.
Diese große Kerze wurde in der Mitte der Kirche aufgestellt – sie wurde zum Zentrum, zur Quelle des Lichts. Von ihr aus wurde das Feuer weitergegeben – von Hand zu Hand, Reihe für Reihe. Jeder von uns hatte eine kleine Kerze in der Hand. Und wenn sie entzündet wurde, war es wie ein kleines Wunder. Nicht wegen des Feuers selbst – sondern wegen der Art und Weise, wie es geschah. Mit Sorgfalt. Mit Gebet. Mit Hoffnung.
Gesamtes Kirche in warmes Kerzenlicht getaucht
Als fast die ganze Kirche in warmes Kerzenlicht getaucht war, begann ein junger Mann plötzlich einen Bibelvers zu singen. Nicht zu lesen – sondern mit voller Seele zu singen. Seine Stimme füllte den Raum. Nicht laut, aber lebendig, warm, wie das Feuer selbst. Dieser Gesang, diese Worte – sie gingen direkt ins Herz. Es war, als würde sogar die Luft in der Kirche zuhören.
Es roch nach Wachs, ein wenig nach Rauch, nach Menschen, die mit offenen Herzen gekommen waren. Die Atmosphäre war fast überirdisch – und doch zutiefst menschlich. Wir sahen auf unsere Kerzen, auf die Gesichter um uns herum, auf die große Kerze – und es schien, als wären wir alle Teil eines einzigen, lebendigen Lichts.

Eine Nacht, in der das Licht geboren wurde
Dann wurden die bekannten Worte aus dem Alten Testament gesprochen:
„Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht.“
Und wenn du das nach all dem Erlebten hörst, wenn du selbst das Licht in der Hand hältst – dann verstehst du. Es sind keine alten Worte. Es ist ein Zeugnis. Dass selbst in der tiefsten Dunkelheit ein Anfang möglich ist. Es gibt Glauben. Es gibt Hoffnung.
Wir waren da. Wir haben es gesehen. Und wir haben es gespürt. Es war eine Nacht, in der das Licht geboren wurde. Und es ist geblieben – in jedem von uns.