
Von Venedig bis Sardinien reagiert Italien auf den Massentourismus. Neue Vorschriften für Ferienwohnungen, Altstädte und Strände verändern das Reiseerlebnis – doch nicht alle Regelungen sind unumstritten.
Italien wird in diesem Sommer spürbar strenger. Das Land führt neue Vorschriften ein, um auf die Belastungen durch Massentourismus zu reagieren. Besonders betroffen sind private Ferienunterkünfte, stark frequentierte Altstädte und beliebte Strände. Ziel ist es, das kulturelle Erbe besser zu schützen – auch wenn manche Maßnahme bereits wieder juristisch angefochten wurde.
Ferienwohnungen: Persönlicher Kontakt statt Schlüsselbox?
Die vielleicht umstrittenste Neuerung betrifft private Unterkünfte. Seit Ende 2024 galt ein nationales Verbot für sogenannte Self-Check-ins bei kurzfristigen Vermietungen: Gäste durften ihre Unterkunft nicht mehr allein über Schlüsselbox oder Code betreten, sondern mussten persönlich vom Vermieter empfangen und registriert werden. Die Maßnahme sollte der Sicherheit dienen – vor allem im Hinblick auf das Heilige Jahr 2025 in Rom.
Doch im Mai 2025 hob ein Verwaltungsgericht in Latium das Verbot teilweise wieder auf. Der Eingriff sei unverhältnismäßig, so das Urteil. In der Praxis bedeutet das: Das Verbot gilt nicht mehr automatisch landesweit – einzelne Regionen und Städte können aber weiterhin eigene Vorschriften erlassen.
Unabhängig vom Urteil bleiben andere Auflagen bestehen. Jede Ferienwohnung benötigt eine offizielle Registrierungsnummer (CIN), die sowohl vor Ort als auch in Online-Inseraten angegeben werden muss. Gastgeber müssen ihre Gäste außerdem innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei registrieren – andernfalls drohen Geldstrafen von bis zu 8.000 Euro. Euronews berichtete bereits Ende 2024 ausführlich über die Hintergründe.
Venedig bittet zur Kasse – Rom denkt nach
Venedig erhebt seit 2024 Eintrittsgebühren für Tagesbesucher. Wer vorab reserviert, zahlt fünf Euro, wer spontan anreist, bis zu zehn Euro. Die Regelung gilt an ausgewählten Tagen und soll den Andrang in der Altstadt verringern.
Zusätzlich gelten neue Auflagen für Gruppenreisen: Maximal 25 Personen pro Gruppe, Lautsprecher und Mikrofone sind verboten. Andere Städte wie Florenz beobachten das Modell genau. In Rom ist der Trevi-Brunnen seit Beginn des Heiligen Jahres 2025 Teil eines neuen Besucherlenkungssystems. Der Zugang erfolgt inzwischen kontrolliert: Die Zahl der Besucher ist auf etwa 400 Personen gleichzeitig begrenzt, der Aufenthalt ist zeitlich limitiert. In Stoßzeiten wird der Zugang durch temporäre Sperrungen oder Wartezonen geregelt.
Ein transparenter Steg, der Ende 2024 im Zuge von Restaurierungsarbeiten installiert wurde, dient heute als Beobachtungs- und Kontrollpunkt. Für Nicht-Einwohner ist eine symbolische Eintrittsgebühr von zwei Euro eingeführt worden, die über ein Online-Buchungssystem abgewickelt wird. Die Maßnahme soll dazu beitragen, den täglichen Ansturm von mehreren Tausend Besuchern zu entzerren und den Schutz des Denkmals zu gewährleisten.

Strandurlaub in Italien mit Zugangsbeschränkung?
Auch Italiens Naturparadiese bleiben vom Wandel nicht unberührt. Auf Sardinien etwa ist der Zugang zum beliebten Tuerredda-Strand im Süden der Insel limitiert. Nur 1.100 Besucher dürfen täglich hinein – mit vorheriger Online-Reservierung. Euronews berichtete im April 2025 über die neuen digitalen Systeme zur Besucherlenkung.
Hinzu kommen Umweltauflagen: Das Mitnehmen von Sand, Steinen oder Muscheln ist vielerorts untersagt – bei Verstoß drohen Geldstrafen von bis zu 3.500 Euro. In einigen Gemeinden ist auch die Nutzung von Handtüchern auf Dünenflächen verboten.
Italien: Mehr Ordnung, weniger Spontanität
Die italienische Regierung betont, dass es nicht darum gehe, Touristen abzuschrecken – vielmehr solle das Reisen nachhaltiger und rücksichtsvoller werden. Der zunehmende Druck auf Städte, Infrastruktur und Natur zwingt Italien zum Umdenken. Für Urlauber bedeutet das: besser vorbereiten, rechtzeitig buchen, Regeln respektieren.
Italien bleibt offen – aber es wird kontrollierter. Wer das berücksichtigt, kann auch 2025 ein unvergessliches Urlaubserlebnis zwischen Kultur, Natur und Küche genießen.