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La Scala in Mailand – Wo die Musik nicht nur spielt, sondern lebt

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Seit der Eröffnung im Jahr 1778 – mit Antonio Salieris L’Europa riconosciuta – hat die Scala Musikgeschichte geschrieben. Giuseppe Verdi, Arturo Toscanini, Maria Callas, Herbert von Karajan, Luciano Pavarotti. (Foto: © Teatro alla Scala)
Seit der Eröffnung im Jahr 1778 – mit Antonio Salieris L’Europa riconosciuta – hat die Scala Musikgeschichte geschrieben. Giuseppe Verdi, Arturo Toscanini, Maria Callas, Herbert von Karajan, Luciano Pavarotti. (Foto: © Teatro alla Scala)

Sie trägt keinen Glanz, sie ist der Glanz. Das Teatro alla Scala, weltberühmte Opernbühne im Herzen Mailands, thront nicht nur architektonisch, sondern auch kulturell über der Stadt. Seit fast 250 Jahren schreibt sie Musikgeschichte – mit Donnergrollen im Orchestergraben und Sternstunden auf den Brettern, die in der Scala tatsächlich die Welt bedeuten.

Eine Bühne der Premieren und der Proteste

Wer durch die elegante Via Filodrammatici schreitet und den schlichten neoklassizistischen Bau zum ersten Mal sieht, könnte fast an ihm vorbeigehen – so unscheinbar ist die Fassade. Doch im Inneren tut sich eine andere Welt auf: ein hufeisenförmiger Zuschauerraum mit sechs Rängen in rotem Samt und goldenem Stuck, über dem der majestätische Kronleuchter hängt wie ein Versprechen an die Ewigkeit.

Seit der Eröffnung im Jahr 1778 – mit Antonio Salieris L’Europa riconosciuta – hat die Scala Musikgeschichte geschrieben. Giuseppe Verdi, Arturo Toscanini, Maria Callas, Herbert von Karajan, Luciano Pavarotti: Wer in der Scala glänzt, gehört zur musikalischen Aristokratie. Doch Ruhm ist hier kein Selbstzweck – das Mailänder Publikum ist berühmt-berüchtigt für seine gnadenlose Urteilskraft. Nicht selten wird gebuht, was andernorts bejubelt würde.

Das Teatro alla Scala, weltberühmte Opernbühne im Herzen Mailands, thront nicht nur architektonisch, sondern auch kulturell über der Stadt. (Foto: © Teatro alla Scala)
Das Teatro alla Scala, weltberühmte Opernbühne im Herzen Mailands, thront nicht nur architektonisch, sondern auch kulturell über der Stadt. (Foto: © Teatro alla Scala)

La Scala längst im 21. Jahrhundert angekommen

2024 war es La forza del destino, die das Eröffnungspublikum am 7. Dezember – dem Feiertag des Stadtpatrons Sant’Ambrogio – zum Toben brachte. Star-Sopranistin Anna Netrebko sang die Leonora, der Applaus: 13 Minuten lang. Doch das war nur die eine Hälfte der Geschichte – denn Star-Tenor Jonas Kaufmann sagte kurzfristig ab. Ersatz: Brian Jagde. Ein Risiko? Vielleicht. Aber eines, das sich auszuzahlen schien.
Technik trifft Tradition

Hinter den Kulissen ist das Haus längst im 21. Jahrhundert angekommen. Der Bühnenturm – 38 Meter hoch, vom Schweizer Architekten Mario Botta 2004 ergänzt – ermöglicht parallele Proben auf mehreren Ebenen. Eine logistische Meisterleistung in einem Haus, das bis zu 200 Vorstellungen im Jahr stemmt. Trotz Modernisierung blieb der Charakter des Hauses erhalten: Im Zuschauerraum glaubt man, Verdi könne noch immer persönlich Platz nehmen.

Ein Ort der Stille – und der Ekstase

Wer die Scala besucht, erlebt mehr als Musik. Es ist ein Ritual. Frauen in bodenlangen Roben, Männer im Smoking. Kein Ort für schnelle Schnappschüsse, sondern für große Gefühle. Selbst das Scala-Museum – mit historischen Kostümen, Bühnenbildern und Porträts großer Künstler – wirkt wie ein Flüstern aus einer anderen Zeit.

Wer die Scala besucht, erlebt mehr als Musik. Es ist ein Ritual. Frauen in bodenlangen Roben, Männer im Smoking. (Foto: © Teatro alla Scala)
Wer die Scala besucht, erlebt mehr als Musik. Es ist ein Ritual. Frauen in bodenlangen Roben, Männer im Smoking. (Foto: © Teatro alla Scala)

Zurzeit zeigt das Museum eine Fotoausstellung mit dem Titel The Hidden Gaze – intime, fast poetische Blicke hinter die Kulissen des Balletts. Tanz, sagt diese Ausstellung, ist die Kunst, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Genau wie die Oper.

La Scala: Ein Muss für Musikliebhaber

Die Scala ist keine Bühne – sie ist ein Erlebnis. Für 37 Euro kann man tagsüber das Museum und einen Blick in den Zuschauerraum werfen. Doch wer die volle Wucht erleben will, der muss abends kommen. Wenn die Lichter gedimmt, die Stimmen erhoben und die Herzen geweitet werden. Wenn Mailand aufhört, Modehauptstadt zu sein – und zur Musikmetropole wird.

INFOBOX
🎭 Teatro alla Scala, Mailand
📍 Via Filodrammatici 2, Mailand
🎟️ Tickets: www.teatroallascala.org
🕒 Museum täglich 9.00 – 17.30 Uhr
🩰 Aktuelle Ausstellung: The Hidden Gaze, bis 14. September 2025
🎼 Nächste Highlights: Siegfried (Juni), Rigoletto (Oktober)

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