Start Aktuelles Macellum von Pozzuoli – Ein römischer Markt mit Meeresgeschichte

Macellum von Pozzuoli – Ein römischer Markt mit Meeresgeschichte

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Mitten in der Altstadt von Pozzuoli, nur einen Katzensprung vom Hafen entfernt, liegt ein Ort, der Geschichte atmet: das Macellum. (Foto: © Bastian Glumm)
Mitten in der Altstadt von Pozzuoli, nur einen Katzensprung vom Hafen entfernt, liegt ein Ort, der Geschichte atmet: das Macellum. (Foto: © Bastian Glumm)

Mitten in der Altstadt von Pozzuoli, nur einen Katzensprung vom Hafen entfernt, liegt ein Ort, der Geschichte atmet: das Macellum. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine klassische römische Ruine – Säulen, Steinmauern, ein offener Platz. Doch wer sich ein bisschen Zeit nimmt, entdeckt hier weit mehr als nur alte Steine: Das Macellum ist ein faszinierendes Zeugnis des römischen Alltags – und der Naturgewalten, die diese Region seit Jahrtausenden prägen.

Ein Marktplatz im Zentrum des römischen Lebens

Das Macellum war im 1. Jahrhundert nach Christus das Herz des städtischen Handels in Puteoli, dem damaligen Namen von Pozzuoli. Puteoli war nicht irgendeine römische Stadt – sie war einer der wichtigsten Handelshäfen des ganzen Reiches. Schiffe aus dem gesamten Mittelmeerraum legten hier an, brachten Waren, Menschen und Geschichten.

Und genau an diesem Ort wurde eingekauft, gefeilscht, geplaudert. Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse – alles, was man im Alltag brauchte, wurde im Macellum angeboten. Der Markt war dabei ganz typisch römisch angelegt: ein rechteckiger Hof, umrahmt von Kolonnaden, hinter denen sich kleine Läden und Verkaufsstände verbargen. In der Mitte befand sich ein rundes Gebäude, ein sogenannter Tholos – vielleicht ein Ort für besondere Opfergaben oder für den exklusiven Handel mit teuren Waren. Ganz genau weiß man es nicht. Und genau das macht den Reiz aus.

Das Macellum stand über Jahrhunderte hinweg immer wieder unter Wasser. (Foto: © Bastian Glumm)
Das Macellum stand über Jahrhunderte hinweg immer wieder unter Wasser. (Foto: © Bastian Glumm)

Ein Markt, der mit dem Meer auf und ab ging

Das wirklich Spannende am Macellum ist allerdings das, was sich nicht sofort auf den ersten Blick erschließt. Wer genauer hinsieht, erkennt an drei der noch stehenden Marmorsäulen kleine Löcher und Verfärbungen – Spuren von Meeresmuscheln. Und diese erzählen eine ganz besondere Geschichte: Denn das Macellum stand über Jahrhunderte hinweg immer wieder unter Wasser.

Das liegt am sogenannten Bradyseismus, einem geologischen Phänomen, das in den Phlegräischen Feldern rund um Pozzuoli auftritt. Der Boden hebt und senkt sich dort in langen Zyklen, ausgelöst durch vulkanische Aktivitäten tief unter der Erde. Das bedeutet: Der Meeresspiegel bleibt gleich – aber die Stadt bewegt sich. Und so tauchte das Macellum immer wieder ins Meer ein und kam dann langsam wieder zum Vorschein.

Vom Tempel des Serapis zum römischen Supermarkt

Diese besonderen Spuren machten das Macellum schon früh zum Forschungsobjekt. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert kamen Geologen und Archäologen hierher, um die geheimnisvollen Muschelspuren zu untersuchen. Weil man damals in der Nähe eine Statue des ägyptischen Gottes Serapis fand, hielt man das Bauwerk zunächst für einen Tempel – daher der lange Zeit gebräuchliche Name Tempel des Serapis. Erst später stellte sich heraus: Es war kein Tempel, sondern ein Markt – ein Ort des Alltags, nicht der Anbetung.

Bereits im 18. und 19. Jahrhundert kamen Geologen und Archäologen hierher, um die geheimnisvollen Muschelspuren zu untersuchen. (Foto: © Bastian Glumm)
Bereits im 18. und 19. Jahrhundert kamen Geologen und Archäologen hierher, um die geheimnisvollen Muschelspuren zu untersuchen. (Foto: © Bastian Glumm)

Heute: Archäologie zum Anfassen

Das Macellum gehört heute zum archäologischen Erbe Kampaniens. Wer es besucht, erlebt eine beeindruckende Mischung aus antiker Baukunst und Naturgewalt. Die gut erhaltenen Strukturen, die sichtbaren Spuren des Meeres und der Kontrast zur modernen Stadt drumherum machen diesen Ort einzigartig.

Es ist ein Platz, der nicht nur davon erzählt, wie die Römer lebten, handelten und miteinander in Kontakt traten, sondern auch davon, wie eng der Mensch hier immer schon mit den Naturgewalten verbunden war. Und genau das macht das Macellum zu einem der spannendsten Orte für alle, die Geschichte nicht nur lesen, sondern spüren wollen.

🏛 Infokasten: Besuch des Macellum in Pozzuoli

📍 Adresse:
Macellum di Pozzuoli (auch bekannt als Tempio di Serapide)
Via Serapide, 80078 Pozzuoli (NA), Italien

🕰 Zugang & Öffnungszeiten:
Das Gelände ist in der Regel von außen gut einsehbar.
Der direkte Zugang zum Inneren ist nicht jederzeit möglich und kann eine Genehmigung oder Voranmeldung erfordern.

Es empfiehlt sich, vor dem Besuch die aktuellen Zugangsbedingungen zu prüfen – z. B. über die Website des Archäologischen Parks der Phlegräischen Felder oder bei der lokalen Touristeninformation.

Das Gelände ist in der Regel von außen gut einsehbar. Der direkte Zugang zum Inneren ist nicht jederzeit möglich und kann eine Genehmigung oder Voranmeldung erfordern. (Foto: © Bastian Glumm)
Das Gelände ist in der Regel von außen gut einsehbar. Der direkte Zugang zum Inneren ist nicht jederzeit möglich und kann eine Genehmigung oder Voranmeldung erfordern. (Foto: © Bastian Glumm)

🎟 Eintritt:
Besichtigung von außen kostenfrei möglich.
Führungen oder Sonderzugänge können ggf. kostenpflichtig sein.

🚆 Anreise:
Mit der Bahn (Linie Cumana) bis „Pozzuoli Solfatara“, von dort ca. fünf Gehminuten

🔎 Tipp:
Auch von außen ist das Macellum äußerst beeindruckend – besonders in den frühen Morgenstunden oder bei tiefstehender Sonne.

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