
In Italien ist der Muttertag kein gewöhnlicher Tag im Kalender. Es ist ein Moment, in dem die Zeit ein wenig langsamer vergeht und das Herz sich daran erinnert, wer immer da war – mit einem liebevollen Blick, einem guten Rat und einem Teller der Lieblingspasta. Die Italiener feiern diesen Tag nicht laut, sondern herzlich, familiär – mit jener besonderen Wärme, die sie in einfache Dinge zu legen wissen.
Die Mama kocht an diesem Tag nicht
Meist beginnt alles mit einem gemeinsamen Mittag- oder Abendessen. Aber es gilt eine goldene Regel: Die Mama kocht an diesem Tag nicht. Stattdessen übernehmen die Kinder, der Ehemann oder sogar die ganze Familie zusammen den Kochlöffel. Und auch wenn das Gericht vielleicht kein kulinarisches Meisterwerk ist – jeder Bissen ist voller Liebe. Denn in Italien zählen nicht Perfektion, sondern Aufrichtigkeit und Gefühl.
Blumen dürfen dabei nicht fehlen. Müttern werden oft rosafarbene oder rote Rosen geschenkt – ein Symbol der Dankbarkeit und tiefen Liebe. Manche kaufen den Strauß im Blumenladen, andere pflücken ihn selbst am Wegesrand. Beides ist gleich rührend.
In den Schulen basteln Kinder Karten, schreiben Gedichte oder machen kleine Geschenke mit eigenen Händen. Eine Kette aus Nudeln, ein ausgeschnittenes Herz, eine Zeichnung mit der Aufschrift „Ti voglio bene, mamma“ – diese Dinge bewahrt eine Mutter oft jahrelang auf. Denn sie sind unbezahlbar.
Jede Region bringt ihren eigenen Charme mit ein
Obwohl der Muttertag in Italien erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Tradition wurde – konkret ab 1957, als in Assisi die erste offizielle Feier stattfand – hat sich die Idee tief im Herzen der Menschen verankert. Heute wird er, wie in vielen Ländern, am zweiten Sonntag im Mai gefeiert.
Jede Region bringt ihren eigenen Charme mit ein. In der Toskana trifft sich die Familie oft auf einem Landgut oder in einem Weingarten, mit hausgemachtem Pesto, Käse und einem Glas regionalem Wein. Im Süden – etwa in Kampanien oder Kalabrien – wird der Tag oft mit einem großen Familienessen begangen, bei dem drei Generationen an einem Tisch sitzen. Kinder tragen Gedichte vor oder singen für ihre Mama.
In Venedig bekommt man vielleicht Blumen auf einer Gondel überreicht – mit Blick auf die Lagune und sanfter Sonne im Gesicht. In Mailand oder Rom lädt man die Mutter zum Essen oder einfach zu Kaffee und Gebäck ein – um gemeinsam Zeit zu verbringen, ganz ohne Eile.
„Grazie di tutto, mamma. Sei la mia casa.“
Mancher beginnt den Tag mit einem stillen Gebet in der Kirche – ein Wunsch für die Gesundheit der Mutter und ein leises „Danke“ im Herzen. Andere mit einem Anruf von Sohn oder Tochter, die weit weg, aber im Herzen ganz nah sind.
Denn für die Italiener ist die Mutter nicht nur ein nahestehender Mensch. Sie ist fast schon das „Zentrum des Universums“, eine stille Kraft, die die Familie zusammenhält. Und auch wenn der Muttertag nur 24 Stunden dauert – die Liebe zur Mutter ist täglich, wie das Frühstück oder der Sonnenuntergang.
Und an diesem Tag klingt sie besonders deutlich:
„Grazie di tutto, mamma. Sei la mia casa.“
(Danke für alles, Mama. Du bist mein Zuhause.)