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Nach dem Tod von Papst Franziskus: Es folgt das Konklave

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Der Petersplatz mit Blick auf den Petersdom und den Apostolischen Palast. Hinter der Fassade verbirgt sich das spirituelle Zentrum der katholischen Kirche – bei einer Papstwahl versammeln sich hier Tausende, um auf das weiße Rauchzeichen und die Verkündung des neuen Pontifex zu warten. (Foto: © Bastian Glumm)
Der Petersplatz mit Blick auf den Petersdom und den Apostolischen Palast. Hinter der Fassade verbirgt sich das spirituelle Zentrum der katholischen Kirche – bei einer Papstwahl versammeln sich hier Tausende, um auf das weiße Rauchzeichen und die Verkündung des neuen Pontifex zu warten. (Foto: © Bastian Glumm)

Mit dem Tod von Papst Franziskus hat die katholische Kirche nicht nur ihr spirituelles Oberhaupt verloren, sondern steht erneut vor einem Moment von weltgeschichtlicher Tragweite. Die Welt blickt auf den Vatikan, wo in den kommenden Tagen das traditionsreiche Konklave zusammentreten wird – jener geheimnisumwobene Prozess, bei dem hinter verschlossenen Türen ein neuer Papst gewählt wird.

Doch was passiert eigentlich genau in einem Konklave? Wie funktioniert die Wahl? Und woher stammen die Rituale, die bis heute tief in der Geschichte der Kirche verwurzelt sind?

Eine alte Kirche in moderner Zeit

Am Ostermontag, dem 21. April 2025, starb Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren im Vatikan. Mit ihm endet ein über zwölfjähriges Pontifikat, das durch seine Bescheidenheit, soziale Botschaften und einen Fokus auf Reformen geprägt war. Franziskus war der erste Papst aus Lateinamerika und der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Sein Tod versetzt nicht nur Gläubige weltweit in Trauer, sondern stellt auch die Weichen für eine neue Ära im Vatikan.

Die Sedisvakanz – „Sitz des Petrus ist leer“

Mit dem Tod des Papstes beginnt die sogenannte Sedisvakanz, die „leere Zeit“, in der der Apostolische Stuhl vakant ist. Während dieser Phase ruht die Macht des Papstes vollständig. Die Leitung der Kirche übernimmt das Kardinalskollegium, allerdings nur für laufende Verwaltungsaufgaben – wichtige Entscheidungen oder Reformen sind nicht erlaubt.

Das vatikanische Staatssekretariat bereitet unterdessen alles für das Begräbnis vor, das in der Regel innerhalb von vier bis sechs Tagen nach dem Tod des Papstes stattfindet.

Das zweite Fenster von rechts im dritten Stock des Apostolischen Palasts: Von hier aus spricht der Papst jeden Sonntag das Angelus-Gebet zum Petersplatz hin. (Foto: © Bastian Glumm)
Das zweite Fenster von rechts im dritten Stock des Apostolischen Palasts: Von hier aus spricht der Papst jeden Sonntag das Angelus-Gebet zum Petersplatz hin. (Foto: © Bastian Glumm)

Das Konklave – Wahl unter Ausschluss der Welt

Zwischen dem 15. und 20. Tag nach dem Tod des Papstes beginnt das Konklave. Die Bezeichnung stammt vom lateinischen cum clave – „mit Schlüssel“ – und verweist auf die vollständige Abgeschlossenheit des Vorgangs. Die Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind, versammeln sich in der Sixtinischen Kapelle. Derzeit sind es 118 Kardinäle aus allen Teilen der Welt, die wahlberechtigt sind.

Bevor die Wahl beginnt, sprechen die Kardinäle einen Eid auf Verschwiegenheit und absolute Vertraulichkeit. Niemand darf Informationen nach außen geben, technische Geräte sind verboten, und die Kardinäle bleiben bis zur Entscheidung abgeschirmt von der Welt.

Konklave: Der Ablauf der Wahl

Jeder Tag beginnt mit einem Gebet und der heiligen Messe. Anschließend werden bis zu vier Wahlgänge täglich durchgeführt – zwei am Vormittag, zwei am Nachmittag. Die Stimmabgabe erfolgt geheim: Jeder Kardinal schreibt den Namen seines Wunschkandidaten auf einen Stimmzettel und legt diesen auf dem Altar ab. Um gewählt zu werden, braucht ein Kandidat eine Zweidrittelmehrheit.

Nach jeder Abstimmung werden die Stimmzettel verbrannt. Entsteht schwarzer Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle, war die Wahl erfolglos. Steigt hingegen weißer Rauch auf, bedeutet das: Ein neuer Papst ist gewählt – das berühmte „Habemus Papam!“ kann verkündet werden.

Blick in den Innenhof der Vatikanischen Museen mit dem Gebäudekomplex der Sixtinischen Kapelle im Hintergrund (mit Kuppel). Hier versammeln sich die Kardinäle zum Konklave – verborgen vor den Augen der Welt. (Foto: © Bastian Glumm)
Blick in den Innenhof der Vatikanischen Museen mit dem Gebäudekomplex der Sixtinischen Kapelle im Hintergrund (mit Kuppel). Hier versammeln sich die Kardinäle zum Konklave – verborgen vor den Augen der Welt. (Foto: © Bastian Glumm)

Rituale, die Jahrhunderte überdauert haben

Das Konklave ist eines der ältesten und gleichzeitig geheimsten Rituale der Welt. Es wurde im Jahr 1274 durch Papst Gregor X. eingeführt, nachdem eine besonders lange Sedisvakanz – fast drei Jahre ohne Papst – die Notwendigkeit schnellerer Entscheidungen offenbarte. Seitdem ist das Verfahren immer wieder angepasst worden, aber die Grundstruktur blieb erhalten.

Eine der kuriosesten Traditionen stammt aus dem späten Mittelalter: Um Gerüchten entgegenzuwirken, eine Frau könnte sich als Mann verkleidet in das Papstamt eingeschlichen haben – Stichwort: die Legende von Päpstin Johanna –, entwickelte sich das Ritual des „Sedia Stercoraria“, des Prüf-Stuhls. Der gewählte Papst musste sich auf einen besonderen Stuhl mit einem Loch in der Sitzfläche setzen, während ein Diakon darunter prüfte, ob es sich zweifelsfrei um einen Mann handelte.

Der Ruf „Testiculos habet et bene pendentes!“ („Er hat Hoden und sie hängen gut!“) soll die Wahl bestätigt haben. Ob diese Praxis jemals offiziell Bestandteil der Papstwahl war, ist historisch umstritten – doch sie zeugt von der langen Geschichte männlicher Exklusivität des Amtes. Ein weiblicher Papst ist im heutigen Kirchenrecht ausgeschlossen, da das Priesteramt der katholischen Kirche Männern vorbehalten ist. Dennoch wird in theologischen Kreisen immer wieder über Gleichstellung und Reformbedarf diskutiert.

Besondere Konklaven in der Geschichte

Nicht jedes Konklave verlief reibungslos. Das Konklave von Viterbo im Jahr 1268 etwa dauerte ganze 1006 Tage – fast drei Jahre –, bis man sich auf einen Kandidaten einigte. Die Bürger der Stadt verloren irgendwann die Geduld und schlossen die Kardinäle buchstäblich ein, nahmen das Dach ab und reduzierten ihre Mahlzeiten – eine Maßnahme, die schließlich zur Wahl führte.

Ein weiteres dramatisches Konklave fand 1378 statt, als mit Urban VI. ein Papst gewählt wurde, dessen autoritärer Stil das Kardinalskollegium spaltete. In der Folge kam es zum Abendländischen Schisma: Zwei, später sogar drei Päpste beanspruchten gleichzeitig den Stuhl Petri. Erst das Konzil von Konstanz (1414–1418) beendete diesen Zustand der Kirchenspaltung.

Wer wird der nächste Papst?

Die Kardinäle sind nicht verpflichtet, jemanden aus ihren Reihen zu wählen, doch seit Jahrhunderten ist es üblich, dass nur ein Kardinal Papst wird. Doch das Konklave ist bekannt für Überraschungen – wie 2013 bei der Wahl von Jorge Mario Bergoglio, der völlig unerwartet als Papst Franziskus hervorging.

Seitenansicht des Apostolischen Palasts, aufgenommen vom Petersplatz. In dem historischen Gebäudekomplex befinden sich Arbeitsräume des Papstes sowie Teile der Kurie. (Foto: © Bastian Glumm)
Seitenansicht des Apostolischen Palasts, aufgenommen vom Petersplatz. In dem historischen Gebäudekomplex befinden sich Arbeitsräume des Papstes sowie Teile der Kurie. (Foto: © Bastian Glumm)

Was folgt nach der Wahl?

Wird ein Kandidat gewählt, wird er gefragt: „Acceptasne electionem de te canonice factam in Summum Pontificem?“ („Nimmst du deine kanonisch erfolgte Wahl zum höchsten Pontifex an?“). Mit einem einfachen „Accepto“ und der Wahl seines neuen Namens beginnt offiziell das neue Pontifikat.

Kurz darauf tritt der neue Papst auf die Benediktionsloggia des Petersdoms und spricht sein erstes „Urbi et Orbi“. Ein Moment, den Millionen Gläubige auf der ganzen Welt verfolgen – ein Moment, der Geschichte schreibt.

Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle

Einer der symbolträchtigsten Momente des Konklaves ist das Aufsteigen des Rauchs aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Noch bevor die Kardinäle zum ersten Wahlgang zusammentreten, wird auf dem Dach der Kapelle ein provisorischer, metallener Schornstein montiert. Dieser ragt gut sichtbar über das Dach empor und ist über ein spezielles Ofensystem im Inneren der Kapelle verbunden, in das nach jeder Abstimmung die Stimmzettel eingeführt werden.

Um dem Rauch seine eindeutige Farbe zu geben, mischt man seit 2005 chemische Zusätze bei: eine Mischung für schwarzen Rauch (fumata nera) signalisiert, dass kein Papst gewählt wurde; weiße Rauchschwaden (fumata bianca) verkünden, dass ein neuer Pontifex gefunden ist. Begleitet wird das weiße Rauchzeichen zusätzlich vom Läuten der Glocken des Petersdoms – ein doppeltes Signal an die wartende Weltöffentlichkeit. In Zeiten digitaler Kommunikation wirkt dieses archaische Ritual umso kraftvoller: ein flüchtiger Rauch, der Millionen Menschen den Beginn einer neuen Ära ankündigt.

Das Konklave – Ein heiliger und historischer Akt

Das Konklave ist kein bloßer Verwaltungsakt, sondern ein spirituelles Ereignis von weltweiter Bedeutung. Es ist Ausdruck einer jahrtausendealten Institution, die trotz aller Krisen und Herausforderungen immer wieder nach Einheit und Führung sucht. In wenigen Tagen wird die katholische Kirche ein neues Oberhaupt haben – und mit ihm vielleicht auch neue Wege für eine alte Weltreligion.

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