
Wir hatten diese Reise seit Monaten geplant. Verona – so ein kleiner Traum irgendwo zwischen grauem Alltag und Instagram-Fantasien: enge Gassen, Sonnenlicht, das durch alte Fenster fällt, ein Glas Wein auf einem Balkon (am besten mit Aussicht, natürlich). Alles sollte perfekt sein.
Zur Begrüßung gab es erst mal Sturm
Aber als wir gestern ankamen, hatte Verona offenbar andere Pläne. Zur Begrüßung gab es erst mal Sturm – so heftig, dass es schien, als würde er uns samt Laune davontragen. Die Nacht brachte keine Ruhe – der Wind heulte weiter zwischen den Dächern. Und am Morgen: Regen. Richtig ernster Regen. So einer, der alles von den Straßen wäscht – inklusive unserer romantischen Vorstellungen.
Ich schaue aus dem Hotelfenster – und was sehe ich? Leere. Die Stadt, die wir uns lebendig und bunt vorgestellt hatten, wirkte plötzlich still, fast wie eingefroren. Nasse Dächer, verlassene Gassen, nicht mal die Tauben waren unterwegs. Und innen drin – ja, da war es auch ein bisschen grau. So ein Gefühl von: „Ernsthaft? Darauf haben wir gewartet?“

Verona liebt anscheinend Überraschungen
Und wir waren nicht allein. Beim Frühstück im Hotel herrschte eine seltsame Stille. Die Leute saßen da mit ihrem Cappuccino und Cornetto, aber niemand machte Anstalten, aufzubrechen. Wohin denn auch? Es regnete. Alle blickten irgendwie gleich – ein bisschen enttäuscht, ein bisschen hoffnungsvoll.
Doch Verona – Verona liebt anscheinend Überraschungen. Denn nur ein paar Stunden später veränderte sich etwas. Zuerst wurde der Himmel heller. Dann – zack – brach das Licht durch die Wolken. Und wenig später war es da: die Sonne. Warm, ehrlich, wie eine sanfte Entschuldigung.
Die Stadt war plötzlich eine ganz andere
Wir gingen raus – und die Stadt war plötzlich eine andere. Es war, als hätte Verona die Augen geöffnet, gelächelt und gesagt: „So, jetzt schaut mal, wie schön ich wirklich bin.“ Und wir schauten. Alte Häuser begannen zu leuchten, Farben wurden kräftiger, Menschen lebendiger. Die Touristen, wie Pilze nach dem Regen, kamen aus ihren Hotels, füllten die Plätze, machten Fotos, lachten, schleckten Eis – als hätte es nie geregnet.
Wir spazierten, staunten, fingen Momente ein. Verona im Sonnenlicht – das ist Magie. Nicht aufdringlich, nicht laut – sondern elegant, ein bisschen melancholisch und ganz, ganz ehrlich. Die Stadt ruft nicht „Schau, wie toll ich bin!“ – sie ist einfach. Und du fühlst es.
Die Straßen voll, die Stimmung fast feierlich
Und offenbar fühlten es auch viele andere. Als die Sonne rauskam, nutzten sie alle die Gelegenheit. Die Straßen waren voll, die Stimmung fast feierlich – man wusste, das bleibt nicht ewig. Und genau so kam’s.
Denn gegen vier Uhr nachmittags zog der Himmel wieder zu. Die Wolken kamen schnell, als hätte jemand das Licht ausgeknipst. Menschen suchten Unterschlupf, rannten in Cafés, verschwanden in Hotels. Dann wieder: Donner. Regen. Blitze. Und Verona verwandelte sich zum zweiten Mal.
Nicht nur die Stadt von Romeo und Julia
Aber das machte nichts. Wir waren erfüllt. Dieser Tag – mit all seinen Launen – war besonders. Und Verona bleibt für uns nicht nur die Stadt von Romeo und Julia, sondern die Stadt, die weiß, wie man überrascht. Auch wenn die Überraschung manchmal nass und windig ist.