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Die vergessene Glanzstadt: Baiae und seine römischen Thermen

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Antikes Badeparadies der Kaiser: Die Thermen von Baiae zeigen römischen Luxus und Technik im Archäologiepark bei Neapel. (Foto: © Bastian Glumm)
Antikes Badeparadies der Kaiser: Die Thermen von Baiae zeigen römischen Luxus und Technik im Archäologiepark bei Neapel. (Foto: © Bastian Glumm)

Am Rand des Golfes von Neapel, eingebettet in die hügelige Landschaft Kampaniens, liegt ein Ort, der einst zu den begehrtesten Reisezielen der römischen Elite gehörte: Baiae. Was damals eine Mischung aus Kurort, Sommerresidenz und gesellschaftlichem Zentrum war, ist heute ein weitläufiger archäologischer Park – ein stilles Zeugnis der verschwenderischen Pracht römischer Badekultur.

Die Kuppelbäder: Technik und Akustik der Superlative

Wer heute durch das Gelände spaziert, geht über mehrere Terrassen, die sich den Hang hinaufziehen und einst Teil eines gewaltigen Thermenkomplexes waren. Die Bauwerke sind erstaunlich gut erhalten – nicht nur Fragmente, sondern ganze Räume, Bögen, Gewölbe.

Besonders beeindruckend ist das monumentale Kuppelbad, das lange Zeit als “Tempel des Merkur” bekannt war. Die Bezeichnung mag irreführend sein, aber der Ort selbst bleibt faszinierend: Eine riesige halbkugelförmige Kuppel, deren Akustik bis heute jedes Flüstern verstärkt, erhebt sich über dem einst mit heißem Wasser gefüllten Becken. Kein Sakralbau, sondern ein Raum für Erholung, Gespräche und das Spiel mit Macht.

Besonders beeindruckend ist das monumentale Kuppelbad, das lange Zeit als “Tempel des Merkur” bekannt war. (Foto: © Bastian Glumm)
Besonders beeindruckend ist das monumentale Kuppelbad, das lange Zeit als “Tempel des Merkur” bekannt war. (Foto: © Bastian Glumm)

Römische Villen mit Meerblick und Marmorböden

In unmittelbarer Nähe stehen weitere Ruinenkuppeln, ebenfalls früher fälschlich als Tempel bezeichnet – etwa die des sogenannten “Venusbaus”, der vermutlich ein Kaltbad beherbergte, oder des “Diana-Gebäudes”, in dem man das Caldarium vermutet, den heißen Teil der Therme. Ihre dicken Mauern und ausgeklügelten Heizsysteme erzählen von einer Baukunst, die mit natürlichen heißen Quellen ebenso umzugehen wusste wie mit architektonischer Eleganz.

Ein besonderes Erlebnis ist der obere Bereich des Parks, wo sich die Reste privater Villen und Wandelgänge finden. Hier lag vermutlich die sogenannte Villa dell’Ambulatio, die ihren Namen der weiten, überdachten Säulenhalle verdankt, die einst den Blick auf das Meer freigab. Zwischen den Ruinen ist die Struktur noch klar zu erkennen: Räume für Empfänge, private Thermen, Innenhöfe mit Wasserbecken und Marmorplatten.

Der Blick auf den Golf macht verständlich, warum sich hier Kaiser wie Hadrian, Nero oder Augustus wohlfühlten – Baiae war keine bloße Therme, es war ein Statussymbol.

Der Blick auf den Golf macht verständlich, warum sich hier Kaiser wie Hadrian, Nero oder Augustus wohlfühlten. (Foto: © Bastian Glumm)
Der Blick auf den Golf macht verständlich, warum sich hier Kaiser wie Hadrian, Nero oder Augustus wohlfühlten. (Foto: © Bastian Glumm)

Baukunst der alten Römer in wirklich jeder Mauer

Besucher erleben hier nicht nur einzelne Monumente, sondern ein komplexes städtebauliches System: Wasserkanäle, Heizsysteme, großzügige Terrassen, die sich dem steilen Hang anpassten, und architektonische Tricks, um Licht und Luft zirkulieren zu lassen. Tafeln und Modelle helfen, das einstige Gesamtbild zu rekonstruieren – vor dem inneren Auge entsteht eine vibrierende Welt voller Dampf, Stimmen und Luxus.

Wer aufmerksam durch die Ruinen wandert, entdeckt Details, die mehr erzählen als jedes Museumsexponat: asymmetrische Grundrisse, Fußbodenheizungen, Wasserleitungen – alles präzise durchdacht. Die Architektur folgt keinem Zufall, sondern einem Komfortverständnis, das auch modernen Thermenanlagen Konkurrenz machen könnte.

Baiae: Die Stadt unter Wasser

Wer nach dem Besuch des Hügels den Blick aufs Meer richtet, sollte wissen: Ein großer Teil der antiken Stadt liegt heute unter Wasser. Durch vulkanische Aktivität sank der Boden in den vergangenen Jahrhunderten – ein Phänomen, das als Bradyseismus bekannt ist. Dort, wo sich einst Hafenanlagen, Villen und Promenaden befanden, führt heute ein Unterwasserarchäologischer Park Besucher in die versunkene Welt von Baiae – per Glasbodenboot oder geführtem Tauchgang.

Der archäologische Park an Land jedoch bietet bereits alles, was eine Zeitreise braucht: eine einzigartige Mischung aus Ruinen, Landschaft, Technik und Atmosphäre. Es ist ein Ort, an dem man spürt, wie nah uns die Antike manchmal noch ist – und wie weit voraus sie ihrer Zeit schon war.

🗺️ Info – Archäologischer Park der Thermen von Baiae

Adresse:
Parco Archeologico delle Terme di Baia
Via Sella di Baia 22
80070 Bacoli (NA), Italien

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, ab 9.00 Uhr
(Montag geschlossen)
Je nach Monat schließt der Park zwischen 15.45 und 20.00 Uhr.
Die Kasse schließt immer eine Stunde vorher.

Eintrittspreise:
Regulär: 5 €
Ermäßigt: 2 € (z. B. EU-Bürger 18–25 Jahre)

Kombi-Ticket „Circuito Flegreo“:
Gültig für vier Stätten in zwei Tagen
Regulär: 10 €
Ermäßigt: 5 €

Besuchshinweise:
Zutritt begrenzt auf 50 Personen alle 30 Minuten.
Maximaldauer des Besuchs: 120 Minuten.
Teilweise barrierefrei.
Online-Reservierung empfohlen

Website:
https://pafleg.cultura.gov.it

 

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