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Castelvecchio – Der schweigsame Wächter von Verona

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Veronas Castelvecchio: eine Burg wie ein stiller Wächter. Kein Liebesmärchen, sondern Mauern, die von Macht, Flucht und Geschichte erzählen. (Foto: © Bastian Glumm)
Veronas Castelvecchio: eine Burg wie ein stiller Wächter. Kein Liebesmärchen, sondern Mauern, die von Macht, Flucht und Geschichte erzählen. (Foto: © Bastian Glumm)

Im April dieses Jahres war ich in Verona. In der Stadt, in der Balkone so aussehen, als würde gleich jemand „O Romeo“ rufen, in der alte Gassen nach Kaffee und Stein duften. Und dort, mitten in dieser Romantik, stieß ich auf einen ganz anderen Ort – Castelvecchio. Das hier hat freilich nichts mit Liebe zu tun. Es geht um Stärke, um Schutz, um eine Epoche, die bis heute Wache hält. Ich war nicht drinnen. Aber schon einfach nur daneben zu stehen – das fühlt sich an, als würde man etwas uraltes, tiefes, schweigsames berühren.

Die Burg entstand Mitte des 14. Jahrhunderts

Castelvecchio entstand Mitte des 14. Jahrhunderts. Der Bau begann im Jahr 1354, initiiert von Cangrande II della Scala – dem damaligen Herrscher von Verona aus dem Geschlecht der della Scala (auch Scaliger genannt). Er war kein Liebling des Volkes. Im Gegenteil – man sagte, er sei misstrauisch, hart und hätte den Menschen nicht besonders getraut. Und genau mit diesem Gedanken baute er die Burg: für den Fall der Fälle sollte es einen Fluchtweg geben. Deshalb führte aus der Burg eine befestigte Brücke über den Fluss Etsch – für den Fall eines Aufstands oder einer Bedrohung aus der Stadt. Stell dir vor: auf der einen Seite Türme, auf der anderen der Rückzugsweg.

Nach dem Ende der Scaliger-Herrschaft wechselte die Burg mehrmals den Besitzer. Die Venezianer herrschten darüber, dann die Franzosen, dann die Österreicher. In verschiedenen Zeiten war Castelvecchio Residenz, Kaserne, Festung, und in ruhigeren Zeiten sogar ein Arsenal. Eine der tragischsten Episoden war der Zweite Weltkrieg. Während der Besatzung Veronas durch deutsche Truppen wurden Kunstwerke aus dem Castelvecchio-Museum nach Deutschland gebracht – Gemälde, Skulpturen, alte Schätze. Zum Glück konnte man nach dem Krieg den Großteil der Stücke zurückholen.

Auch ohne das Museum betreten zu haben, habe ich dieses Gefühl mitgenommen: Stärke, Ruhe, ein wenig Unruhe – als würde die Burg ihre Aufgabe noch immer erfüllen. (Foto: © Bastian Glumm)
Auch ohne das Museum betreten zu haben, habe ich dieses Gefühl mitgenommen: Stärke, Ruhe, ein wenig Unruhe – als würde die Burg ihre Aufgabe noch immer erfüllen. (Foto: © Bastian Glumm)

Ein lebendiges architektonisches Zeitzeugnis

Im 20. Jahrhundert war die Burg stark restaurierungsbedürftig – Zeit und Krieg hatten Spuren hinterlassen. Und dann trat Carlo Scarpa auf den Plan, ein berühmter italienischer Architekt. Sein Ansatz war besonders: er „reparierte“ die Burg nicht einfach, sondern verwob moderne Elemente mit großem Respekt in das Mittelalterliche. Seine Einbauten sind wie ein Dialog mit der Vergangenheit. Treppen, Geländer, selbst das Licht – alles ist so sensibel entworfen, dass es scheint, als wäre es immer schon dort gewesen. Dank Scarpa wurde Castelvecchio nicht nur ein Museum, sondern ein lebendiges architektonisches Zeitzeugnis.

Ich war nicht im Inneren. Und das ist vielleicht das Interessanteste: auch ohne das Museum betreten zu haben, habe ich dieses Gefühl mitgenommen. Stärke, Ruhe, ein wenig Unruhe – als würde die Burg ihre Aufgabe noch immer erfüllen. Sie steht da, schweigt, beobachtet die Stadt und erinnert sich an alles, was sie gesehen hat.

Aus der Burg führte eine befestigte Brücke über den Fluss Etsch – für den Fall eines Aufstands oder einer Bedrohung aus der Stadt. (Foto: © Bastian Glumm)
Aus der Burg führte eine befestigte Brücke über den Fluss Etsch – für den Fall eines Aufstands oder einer Bedrohung aus der Stadt. (Foto: © Bastian Glumm)

Eine Burg im Zentrum von Verona

Wenn du im Zentrum von Verona bist – es ist ganz nah. Vom Amphitheater Arena di Verona aus geh einfach die Corso Cavour entlang – etwa zehn Minuten zu Fuß. Man sieht die Burg schon von weitem: rot, mit Zinnen und Türmen, und die Brücke führt direkt zu ihr über die Etsch. Selbst wenn man nicht hineingeht – sie ist jede Minute wert, die man bei ihr verbringt.

Man muss nicht immer hineingehen, um einen Ort zu spüren. Manchmal reicht es, einfach an einem Aprilabend im Wind davor zu stehen – und der Geschichte zu erlauben, dir leise etwas zuzuflüstern.

🕍 Castelvecchio – Besucherinfo

📍 Adresse:
Corso Castelvecchio 2, 37121 Verona, Italien

📞 Telefon:
+39 045 7110129 / +39 045 8062611

🕒 Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10.00 – 18.00 Uhr
Letzter Einlass: 17.15 Uhr
Wehrgang begehbar bis 17.30 Uhr
Montags geschlossen
Feiertage geschlossen: 25. Dezember & 1. Januar

💶 Eintrittspreise:
Erwachsene: € 9,00
Ermäßigt (Gruppen ab 15, Senioren 65+): € 6,00
Jugendliche (18–25 Jahre): € 2,00
Kostenlos: unter 18 Jahre, Menschen mit Behinderung + Begleitperson, VeronaCard-Inhaber u.a.

🎟️ Sondertarif:
Am ersten Sonntag im Monat (Oktober bis März): Eintritt nur € 1,00

🌐 Website:
museodicastelvecchio.comune.verona.it

 

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