Start Aktuelles Cumae: Ein Streifzug durch Italiens älteste griechische Kolonie

Cumae: Ein Streifzug durch Italiens älteste griechische Kolonie

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Entdecke Cumae: Italiens älteste griechische Stadt, mystische Sibylle, antike Tempel und Meerblick im Archäologischen Park bei Neapel. (Foto: © Bastian Glumm)
Entdecke Cumae: Italiens älteste griechische Stadt, mystische Sibylle, antike Tempel und Meerblick im Archäologischen Park bei Neapel. (Foto: © Bastian Glumm)

Unweit von Neapel, dort wo das Tyrrhenische Meer auf die vulkanische Landschaft der Campi Flegrei trifft, liegt ein Ort, an dem Geschichte und Mythos in einzigartiger Weise ineinandergreifen: der Archäologische Park von Cumae. Diese antike Stätte ist nicht nur ein faszinierendes Ausflugsziel, sondern auch die älteste griechische Siedlung auf dem italienischen Festland – gegründet bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. durch Siedler aus Chalkis auf der Insel Euböa.

Cumae war damit der erste kulturelle Außenposten der hellenischen Welt in Italien und sollte für die Entwicklung der italischen Kulturen von grundlegender Bedeutung sein. Von hier aus verbreiteten sich nicht nur griechische Waren und Ideen, sondern auch das Alphabet, das später zur Basis der lateinischen Schrift wurde. In Cumae begann, wenn man so will, Europas schriftliche Geschichte.

Die geheimnisvolle Sibylle und das Tor zur Unterwelt

Doch Cumae ist weit mehr als ein Ort der Kulturgeschichte – es ist auch ein Zentrum antiker Spiritualität und sagenhafter Überlieferung. Besonders bekannt ist die Stadt durch die legendäre Sibylle von Cumae, eine Prophetin des Apollon, deren Orakelstätte tief im Fels verborgen lag. Der römische Dichter Vergil beschreibt in seiner Aeneis, wie der Held Aeneas hier Rat sucht, bevor er in die Unterwelt hinabsteigt – ein literarischer Moment von gewaltiger Symbolkraft.

Die sogenannte Antro della Sibilla, die man heute im Park besuchen kann, ist ein spektakulär in den Tuffstein geschlagener Gang mit hoher Decke und seitlichen Nischen. Auch wenn Archäologen diskutieren, ob dies wirklich das Orakel der Sibylle war, so bleibt die Aura des Ortes unbestreitbar. Der kalte, feuchte Stein, das Spiel von Licht und Schatten und die Stille erzeugen eine Atmosphäre, die das Kopfkino sofort anspringen lässt.

Die sogenannte Antro della Sibilla, die man heute im Park besuchen kann, ist ein spektakulär in den Tuffstein geschlagener Gang mit hoher Decke und seitlichen Nischen. (Foto: © Bastian Glumm)
Die sogenannte Antro della Sibilla, die man heute im Park besuchen kann, ist ein spektakulär in den Tuffstein geschlagener Gang mit hoher Decke und seitlichen Nischen. (Foto: © Bastian Glumm)

Cumae: Tempel, Ruinen und der Blick aufs ewige Meer

Wer weiter in den Park vordringt, erreicht die Akropolis von Cumae, das spirituelle Herz der antiken Stadt. Auf dem Hügel, von dem aus man weit über das Meer blickt, standen einst imposante Tempel zu Ehren von Apollon und Zeus. Heute sind davon nur noch Fundamente, Säulenreste und die Grundstruktur erkennbar – doch der Ort selbst hat nichts von seiner Wirkung verloren. In der Klarheit des Lichts, dem Duft von Macchia und Pinien, scheint die Antike greifbar nah.

Die Wege führen weiter hinab zu den römischen Überresten der späteren Stadt. Hier finden sich Überreste des Forums, der Thermen, von Wohnhäusern und einer Basilika. Die Struktur einer einst blühenden Stadt ist noch deutlich erkennbar. Römische Straßen verlaufen in langen Linien durch das Gelände, und bei jedem Schritt auf den antiken Pflastersteinen spürt man, wie viele Generationen hier vor einem gingen.

Zwischen Leben und Tod: Die Nekropolen von Cumae

Ein besonders eindrucksvolles Kapitel erzählen die weitläufigen Gräberfelder rund um die Stadt. In den Nekropolen entlang der antiken Ausfallstraßen fanden Archäologen Grabkammern aus unterschiedlichen Epochen – von der archaischen Zeit bis in die Spätantike. Manche Gräber sind schlicht, andere reich verziert. Inschriften, Grabbeigaben und architektonische Besonderheiten offenbaren nicht nur viel über den Totenkult, sondern auch über das soziale Gefüge der Stadt.

Diese Grabstätten wirken heute wie stille Zeugen vergangener Lebenswelten. Sie erzählen von einer Gesellschaft, die den Tod nicht verdrängte, sondern in ihr tägliches Leben integrierte – in Ritualen, in Bauten und im kollektiven Gedächtnis.

Der Reiz von Cumae liegt nicht allein in seinen Monumenten, sondern in der einzigartigen Verbindung von landschaftlicher Schönheit, historischer Tiefe und fast meditativer Ruhe. (Foto: © Bastian Glumm)
Der Reiz von Cumae liegt nicht allein in seinen Monumenten, sondern in der einzigartigen Verbindung von landschaftlicher Schönheit, historischer Tiefe und fast meditativer Ruhe. (Foto: © Bastian Glumm)

Ein Ort zum Innehalten – nicht nur für Historiker

Der Reiz von Cumae liegt nicht allein in seinen Monumenten, sondern in der einzigartigen Verbindung von landschaftlicher Schönheit, historischer Tiefe und fast meditativer Ruhe. Der Park ist eingebettet in duftende mediterrane Vegetation, die Wege führen durch lichte Hainlandschaften, zwischen Steineichen, Zistrosen und wilder Minze. Und immer wieder öffnet sich der Blick auf das Meer – jenes Meer, über das einst die ersten griechischen Siedler kamen und das bis heute die Szenerie prägt.

Im Vergleich zu bekannteren antiken Stätten wie Pompeji oder dem Forum Romanum ist Cumae ein ruhiger, fast stiller Ort. Es ist kein Freilichtmuseum mit Menschenmengen und Selfie-Sticks, sondern eine Art Freiraum für die Imagination. Wer sich hier Zeit nimmt, wer sich auf die Geschichte, die Mythen und das Spiel von Licht und Stein einlässt, wird belohnt mit einer Tiefe, die sich nicht auf Anhieb zeigt – sondern sich langsam, fast ehrfürchtig offenbart.

📍 Parco Archeologico di Cuma – Infokasten

Adresse:
Via Monte di Cuma, 1 (manchmal auch „Via Monte di Cuma, 3“) – 80078 Pozzuoli (NA), Italien

Kontakt:
Tel: +39 081 854 3060 (Ticketkasse)
E-Mail: pa‑fleg@cultura.gov.it

Öffnungszeiten:
Täglich geöffnet ab 09.00 Uhr (Dienstag geschlossen)
Letzter Einlass ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang
Geschlossen: 1. Januar & 25. Dezember

Eintrittspreise:
Vollpreis: 5 € – Ermäßigt (18–25 Jahre EU): 2 €
Kombiticket „Circuito Flegreo“ (4 Stätten, 2 Tage): 10 € (ermäßigt: 5 €)
Kostenlos: unter 18 J., über 65 J., Menschen mit Behinderung, Lehrer:innen, Studierende bestimmter Fächer etc.
Jeder 1. Sonntag im Monat: freier Eintritt

Barrierefreiheit:
Teilweise rollstuhlgängig, aber nicht komplett barrierefrei

Anreise:
Auto: Ausfahrt 13 „Cuma“ der Tangenziale Napoli, SP 164 – Parkplatz direkt am Park
Öffentliche Verkehrsmittel: Circumflegrea bis Fusaro oder Cuma, dann Bus 144/145/909 bis „Cuma Scavi“ (ca. 5 Min. Fußweg)

Tickets & Führungen:
Tickets online (z. B. über CoopCulture oder Headout) empfohlen – besonders im Sommer. Führungen sind oft über Kombiticket oder auf Anfrage buchbar.

Besucher-Tipps:
– Letzter Einlass etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang.
– Im Sommer wasser, Sonnenschutz und feste Schuhe mitnehmen.
– Teile der antiken Unterstadt (z. B. Forum, Nekropolen) nur meist im Rahmen von Sonderführungen zugänglich.

 

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