
Wer heute zwischen Florenz und Bologna unterwegs ist, hat die Wahl: schnell und effizient durch Tunnel und breite Autobahnen der „Variante di Valico“ – oder gemächlich und aussichtsreich auf der alten Panoramastrecke der A1. Was einst Hauptverbindung zwischen Nord- und Mittelitalien war, ist heute eine kaum befahrene Route mit spektakulären Ausblicken auf die toskanische Hügellandschaft.
Die alte Trasse der Autobahn A1, offiziell „Autostrada del Sole“, wurde in den 1960er Jahren gebaut und führt auf über 700 Metern Höhe durch die Apenninen. Jahrzehntelang galt sie als neuralgischer Punkt des italienischen Autobahnnetzes: steil, kurvig, anfällig für Staus und Unfälle – besonders im Winter.
Alternative zur A1-Panoramastrecke
Nach über einem Jahrzehnt Planung wurde im Dezember 2015 die „Variante di Valico“ eröffnet, eine neue Hochleistungsstrecke mit langen Tunneln und flacheren Steigungen. Ihr Ziel: die Überfahrt sicherer, schneller und effizienter zu machen. Rund sieben Milliarden Euro kostete das Projekt. Mit der neuen Trasse verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Bologna und Florenz um etwa 15 Minuten. Zudem sinkt der Kraftstoffverbrauch deutlich, da extreme Höhenunterschiede vermieden werden.

Die alte Strecke: Kurven, Brücken, Aussichten
Die alte Trasse aber wurde nicht stillgelegt. Im Gegenteil: Sie bleibt ein fester Bestandteil des Netzes. Besonders in Richtung Norden (Florenz–Bologna) wird sie weiter genutzt. Inzwischen hat sie sich zu einer Art Geheimtipp für Reisende entwickelt, die nicht auf der Durchreise sind, sondern auf der Suche nach einem besonderen Fahrerlebnis.
Von den hohen Brücken blickt man über bewaldete Täler, auf den Hängen liegen vereinzelte Dörfer, überragt von Zypressen und kleinen Kapellen. Rastplätze wie Roncobilaccio oder Badia heißen inzwischen nicht mehr nur Pendler willkommen, sondern auch Ausflügler und Oldtimerclubs.
Keine Straße für Eilige – aber für Neugierige
Die Panoramastrecke ist kein Ort für Eilige. Wer hier fährt, sollte etwas Zeit mitbringen – nicht nur wegen der teils engen Kurven, sondern auch, um das Panorama zu genießen. In den Sommermonaten ist die Strecke oft nahezu leer, ein deutlicher Kontrast zur viel befahrenen neuen Route im Tunnel darunter.

Mit dem Rückgang des Durchgangsverkehrs haben sich auch die Rastplätze verändert: Wo früher zahlreiche Reisende pausierten, geht es heute ruhiger zu. Einige Betriebe haben sich angepasst, andere mussten schließen. Für Touristen aber bedeutet das: weniger Hektik, mehr Raum für Entdeckung – und ein Stück authentisches Italien abseits der Hauptströme.
A1-Panoramastrecke ist ein Erlebnis für sich
Wer Italien abseits der Geschwindigkeit erleben möchte, findet auf der alten A1 eine einzigartige Gelegenheit: eine Fahrt durch Geschichte und Landschaft gleichermaßen. Die Straße erzählt vom Wandel der Mobilität – und davon, dass Schnelligkeit nicht immer die schönste Lösung ist.